US-Einzelhandel weckt Konjunktursorgen

Analysten weisen auf Folgen des Shutdown hin - Fed-Atlanta-Präsident gibt sich zuversichtlich

US-Einzelhandel weckt Konjunktursorgen

det Washington – Ein gerade während der Weihnachtszeit verblüffender Umsatzrückgang im US-Einzelhandel hat in den USA neue Zweifel daran geweckt, wie robust der Konjunkturaufschwung wirklich ist. Zwar hat der jüngste Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan, der im laufenden Monat um 4,7 % zulegte, aber im historischen Vergleich dennoch auf niedrigem Niveau verharrt, wieder wachsenden Optimismus signalisiert. Gleichwohl wachsen Sorgen über die Folgen zunehmender politischer Unsicherheit in Washington, andauernder Handelskonflikte und höherer Zinsen für die künftigen Wachstumsaussichten.Am Donnerstag schlug die Nachricht buchstäblich wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Ausgerechnet im Dezember, jenem Monat, in dem den ohnehin konsumfreudigen Amerikanern das Geld noch lockerer in der Tasche sitzt, gingen die Ausgaben zurück. Verblüffend war der Monatswert wegen des negativen Vorzeichens, aber auch wegen der Tatsache, dass es sich um den stärksten Einbruch seit September 2009 handelte. Verschont blieb praktisch keine Branche, weder Warenhäuser noch das Gastgewerbe oder der Online-Versand. Dass ausgerechnet bei sogenannten “non-store retailers”, zu denen auch Einkäufe per Mausklick zählen, die Verkaufserlöse um fast 4 % purzelten, verschlug Analysten die Sprache. Einige äußerten sogar Zweifel an der Genauigkeit der Zahlen.Andere wiesen darauf hin, dass die Statistik des Handelsministeriums Schwankungen unterliegt und Ausreißer keineswegs überraschend seien. Auch bekräftigte das Handelsministerium, dass Rückmeldungen von befragten Firmen, die der Statistik zugrunde liegen, keineswegs von der Norm abwichen. “Käuferstreik” ist übertrieben Vor einem “Käuferstreik” zu warnen, wie einige Schwarzmaler das tun, dürften aber dennoch übertrieben sein. Schließlich lagen die vom Einzelhandel erwirtschafteten Umsätze 2018 um 5,0 % über dem Stand des vorangegangenen Jahres. Auch übertrafen die Verkaufszahlen im Schlussquartal die Erlöse, die von Oktober bis Dezember 2017 erzielt wurden, um 3,7 %.Als ermutigend heben Volkswirte auch hervor, dass sowohl bei Bekleidung als auch im Gastgewerbe der Einzelhandel zumindest im Jahresvergleich recht kräftig zulegte. Nicht zu unterschätzen sind nach Darstellung von Experten die Folgen des Shutdown, der am 22. Dezember griff und 35 Tage andauerte.Auch fielen Kursschwankungen an den Aktienmärkten ebenso wie ungelöste Konflikte mit China und der EU ins Gewicht. “Sorgen über Handelskriege und Unruhen an den Finanzmärkten haben offenbar stärker auf das Verbraucherverhalten durchgeschlagen, als wir erwartet hatten”, sagte Matthew Shay, Chef des Einzelhandelsverbands National Retail Federation (NRF). Dass der Optimismus unter Konsumenten wieder gewachsen ist, begründet Richard Curtin, der für den Bericht der Universität Michigan zuständige Chefökonom, mit mehreren Faktoren. Neben dem Ende des Shutdown meinte Curtin auch, dass “die Entscheidung der Fed, bei Zinserhöhungen eine Pause einzulegen, die Erwartungshaltung der Verbraucher fundamental verändert hat”. Zuversichtlich ist auch Raphael Bostic, Präsident der Federal Reserve Bank von Atlanta, der 2019 mit einer Wachstumsrate zwischen 2,3 und 2,5 % rechnet. Er sehe “keine Daten, die darauf hindeuten, dass das Wachstum unter dem Trend liegt.”