US-Erzeugerpreise geben überraschend nach

Spekulation auf Verlangsamung des Ausstiegs aus den Anleihenkäufen - Fischer als Yellens Vize bestätigt

US-Erzeugerpreise geben überraschend nach

det Washington – Ein überraschender Rückgang der Erzeugerpreise hat bei einigen Ökonomen Erwartungen geweckt, dass die US-Notenbank bei ihrer nächsten Zinssitzung am Dienstag und Mittwoch ihren schrittweisen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik verlangsamen könnte. Interessant wird aus der Sicht von Ökonomen auch die Rolle des nunmehr vom US-Senat bestätigten stellvertretenden Fed-Vorsitzenden Stanley Fischer. Er wird bei der bevorstehenden Sitzung des Offenmarktausschusses erstmals stimmberechtigt sein.Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, gaben die Erzeugerpreise, nach einem Plus von 0,6 % im April, im Mai saisonbereinigt um 0,2 % nach. Das ist der stärkste Rückgang seit eineinhalb Jahren. An der Kernrate gemessen, die schwankungsanfällige Benzin- und Lebensmittelpreise ausklammert, sanken die Preise um 0,1 %. Im April waren die Erzeugerpreise noch um 0,5 % gestiegen.Obwohl einige Volkswirte vor diesem Hintergrund nun für denkbar halten, dass die Notenbank die monatlichen Anleihenkäufe nicht wie bisher um 10 Mrd. Dollar, sondern nur um 5 Mrd. Dollar reduziert, weisen andere auf statistische Verzerrungen hin. Schließlich beinhaltet der Erzeugerpreisindex seit Jahresbeginn auch die Bauindustrie sowie den Dienstleistungssektor. Die Modifikation hat zu ungewöhnlicher Volatilität geführt und lässt viele Volkswirte die Monatsstatistik mit größerer Vorsicht genießen. Stabile JahresrateFür eine Fortsetzung des bisherigen Tempos bei der Beendigung der Anleihenkäufe spricht nach Ansicht einiger Experten die stabile Jahresrate, die exakt mit dem Inflationsziel der Fed übereinstimmt. Denn im Jahresvergleich legten die Erzeugerpreise um 2,0 % zu. Im Mai hatte die Teuerungsrate bei 2,1 % gelegen. “Für wahrscheinlicher halte ich, dass der Offenmarktausschuss der Fed am bisherigen Kurs festhält und wie üblich darauf hinweist, dass man sich je nach konjunktureller Entwicklung Änderungen vorbehält”, so der Nationalökonom Howard Rosen, früher beim Peterson Institute for International Economics.Einigkeit herrscht unter Fed-Beobachtern jedenfalls darüber, dass sich die konjunkturelle Erholung in den USA ohne erkennbare Inflationsrisiken fortsetzen wird. Dies bestätigte auch der jüngste Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die einen Anstieg der Wachstumsrate von 2,5 % in diesem Jahr auf 3,5 % 2015 voraussagt. Die Inflationsrate dürfte laut OECD in demselben Zeitraum von 1,5 % auf 1,7 % steigen. Zudem wird für das kommende Jahr ein Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,0 % prognostiziert. Im Mai hatte die Beschäftigungslosenquote in den USA bei 6,3 % gelegen. Verbraucher skeptischerWeniger optimistisch schätzen hingegen amerikanische Verbraucher die konjunkturelle Entwicklung ein. Der von der University of Michigan ermittelte Index der Verbrauchererwartungen sank im laufenden Monat um 0,7 Punkte auf 81,2 Zähler. Demnach bewerten Konsumenten zwar die gegenwärtige Konjunkturlage noch besser als im Vormonat. Ein Rückgang wurde hingegen bei der Zukunftskomponente verzeichnet. Pessimistischer werden demnach die Aussichten sowohl für den Arbeitsmarkt als auch die Einkommensentwicklung eingestuft. Volkswirte hatten einen Anstieg des Gesamtindex von 81,9 auf 83,0 Punkte erwartet.