US-Inflation lässt nach
Die spürbar unter den Erwartungen liegende US-Inflationsrate von 1,8 % im Mai nach 2,0 % im April hat die Zinssenkungsfantasie angeregt. Vielfach wird erwartet, dass die US-Notenbank nach ihrer nächsten Zinssitzung zumindest eine Neigung zur Lockerung der geldpolitischen Zügel verkündet.ks Frankfurt – Vor der nächsten Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve am Dienstag und Mittwoch ist die Inflation auf dem Rückmarsch. Die Verbraucherpreise legten im Mai binnen Jahresfrist um 1,8 % zu, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Im April hatte die Teuerungsrate noch 2,0 % betragen. Bankenvolkswirte hatten zwar mit einem leichten Abbremsen des Preisauftriebs gerechnet, im Mittel der Prognosen aber nur auf einen Rückgang der Inflationsrate auf 1,9 % getippt. In der Kernrate, die die stärker schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, zeigte sich ebenfalls ein Rückgang der Teuerungsrate, mit 2,0 % nach 2,1 % blieb die Talfahrt aber etwas flacher.Die Fed, deren Mandat auf Vollbeschäftigung und stabile Preise ausgerichtet ist, hat angesichts der globalen Konjunkturabkühlung und der für einen Aufschwung relativ gedämpften Inflation eine Leitzinspause eingelegt. Zuletzt ließ sie jedoch Bereitschaft zu einer Senkung erkennen, falls sich vor dem Hintergrund der internationalen Zollkonflikte eine konjunkturelle Abkühlung abzeichnen sollte.Als Fed-Präsident Jerome Powell jüngst ankündigte, die Entwicklung der Handelskonflikte genau zu beobachten und “angemessen zu reagieren”, um die Expansion zu stützen, wurde dies an den Märkten prompt als Signal für eine anstehende Zinssenkung gewertet. Von der nächsten geldpolitischen Sitzung der Fed wird zumeist aber noch keine Zinsänderung erwartet. Allerdings gehen viele Beobachter davon aus, dass eine Weichenstellung für den weiteren geldpolitischen Kurs erkennbar wird. ING-Volkswirt James Knightley rechnet in seiner Analyse der aktuellen US-Inflationsdaten damit, dass die Fed “eine Neigung zur Zinslockerung” signalisieren wird.Unsicherheit herrscht über den weiteren Fed-Kurs angesichts der hochgekochten Handelsstreitigkeiten der USA. DekaBank-Ökonom Rudolf Besch ist der Ansicht, dass die Fed Zollanhebungen grundsätzlich als vorübergehende Preiseffekte bewertet, so dass sie keine geldpolitische Straffungen nach sich ziehen. An den Finanzmärkten wird hingegen mit knapp vier Leitzinssenkungen bis Ende 2020 gerechnet. Sollte der Strafzollsatz von den USA tatsächlich auf alle aus China importierte Waren erhoben werden, würde Besch eine “zeitnahe Leitzinssenkung der Fed” aber nicht ausschließen, am wahrscheinlichsten im Anschluss an das G20-Treffen Ende Juli.Nach Einschätzung von Standard & Poor’s wird die Fed ihren Leitzins in diesem Jahr nun doch senken. Bisher hatte S&P mit konstanten Zinsen in diesem Jahr und einer Leitzinsanhebung 2020 gerechnet. Wegen der zahlreichen von den USA ausgehenden Handelsstreitigkeiten erwartet die Ratingagentur eine Zinssenkung der Federal Reserve in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte, möglicherweise im September. – Leitartikel Seite 6