Verbraucherpreise

US-Inflation springt auf 5,4 Prozent

In den USA sind die Verbraucherpreise so stark gestiegen wie zuletzt vor 13 Jahren. Konsumenten befürchten langfristig höhere Inflation. Dennoch dürfte die Notenbank an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten.

US-Inflation springt auf 5,4 Prozent

det Washington

Ein unerwartet kräftiger Anstieg der Verbraucherpreise schürt in der US-Wirtschaft Ängste vor weiter steigender Inflation, die entgegen den Erwartungen der Notenbank auf Dauer Bestand haben könnte. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, verteuerten sich Konsumgüter im Juni im Vorjahresvergleich um 5,4% und verzeichneten damit den stärksten Anstieg seit unmittelbar vor der globalen Finanzkrise. An der Kernrate gemessen, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte der CPI-Index um 4,5% zu, die höchste seit 1991 gemessene Rate. Beide Jahresraten liegen deutlich oberhalb jener 5,0 und 3,8%, die Bankvolkswirte prognostiziert hatten. Gegenüber Mai zogen die Preise sowohl an der Gesamtrate als auch an der Kernrate gemessen um 0,9% an.

Preise heizen Zinsdebatte an

Zwar ist nicht der CPI-Index, sondern die Kernrate des PCE-Preisindex das bevorzugte Inflationsmaß der Fed. Auch bei diesem, der im Mai um 3,4% zulegte und deutlich oberhalb des zweiprozentigen Inflationsziels der Notenbank liegt, ist aber ein klarer Aufwärtstrend zu beobachten. Mit relativer Gelassenheit hatte der Offenmarktausschuss (FOMC) bisher auf den höheren PCE-Wert reagiert, weil dieser als vorübergehend angesehen wird. So rechnen die Währungshüter in ihren jüngsten Prognosen bereits 2022 mit einem Rückgang auf 2,1%. Gepaart mit anderen Indikatoren, die auf zunehmenden Inflationsdruck hindeuten, dürfte die Debatte um eine Straffung der Geldpolitik aber dennoch an Schwung gewinnen. Dies zeigt sich unter anderem an der wachsenden Zahl von Fed-Gouverneuren, die schon kommendes Jahr die Anleihekäufe von 120 Mrd. Dollar im Monat zurückfahren wollen und spätestens 2023 Zinserhöhungen erwarten.

Was den CPI-Index angeht, sprechen dessen einzelnen Komponenten für einen nur vorübergehenden Anstieg. Die stärkste Verteuerung wurde nämlich in jenen Branchen gemessen, die unter der Pandemie am stärksten gelitten hatten, nun auf deutlich gestiegene Nachfrage reagieren und mit entsprechenden Angebotsengpässen fertig werden müssen. So trugen höhere Energiekosten ebenso wie Flug-, Leihwagen- und Lebensmittelpreise zu der höheren Inflation bei. Gebrauchtwagen, die um 10,5% teurer waren als im Mai, machten allein ein Drittel des Anstiegs aus.

Notenbankchef Jerome Powell, der am Mittwoch vor dem Kongress über den halbjährlichen geldpolitischen Bericht der Fed referieren wird, dürfte bei seinem Auftritt bekräftigen, dass die einzelnen Komponenten des CPI-Index den vorübergehenden Charakter der Preissteigerungen unterstreichen. An Überzeugungskraft hat Powells Argumentation aber eingebüßt, weil mittlerweile mehrere Indikatoren darauf hindeuten, dass langfristig höhere Inflation möglich ist.

Umdenken setzt ein

Am Montag hatte nämlich die Federal Reserve Bank von New York gemeldet, dass Verbraucher in den kommenden zwölf Monaten mit der höchsten Teuerungsrate seit 2013 rechnen, das erste Jahr, in dem die Fed die Befragung durchführte. Demnach erwarten Konsumenten im kommenden Jahr einen Preisanstieg um 4,8% und während der nächsten 36 Monate Jahresraten von durchschnittlich 3,6%.

Zwar wird Powell vor dem Kongress wiederholen, dass die Fed für einige Zeit ein „moderates Überschreiten“ des Inflationsziels dulden würde, ohne die geldpolitischen Zügel straffer zu ziehen. Werte in dieser Höhe, gepaart mit dem jüngsten CPI-Index und einem PCE-Index von über 3%, könnten aber weitere FOMC-Mitglieder zu einem Schwenk in der Geldpolitik bewegen. So hatten im März nur 7 von 18 FOMC-Mitgliedern damit gerechnet, dass bereits 2023 die erste Zinserhöhung seit Dezember 2015 beschlossen werden könnte. Im Juni lag diese Zahl bereits bei 13 und könnte angesichts der jüngsten Inflationsindikatoren weiter steigen.

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