US-Inflationsdruck nimmt zu

Erzeugerpreise ziehen deutlich an - Timing der Steuerreform wird in Frage gestellt

US-Inflationsdruck nimmt zu

Die US-Wirtschaft befindet sich weiter im Aufwind, und nun nimmt auch der Inflationsdruck auf Erzeugerebene erkennbar zu. Die robuste Konjunktur und die steigenden Preise lassen zunehmende Kritik am Zeitpunkt der Steuerreform laut werden.det Washington – Der Preisauftrieb in den USA hat sich zu Jahresbeginn weiter verstärkt. Nach deutlichen Lohnsteigerungen und höheren Verbraucherpreisen zogen nun auch die Erzeugerpreise deutlich an. Angesichts der blühenden US-Konjunktur, die sich durch Vollbeschäftigung und ein solides Comeback im produzierenden Gewerbe auszeichnet, wächst die Kritik an der Steuerreform von Präsident Donald Trump. Deren Timing könnte eine akute Überhitzungsgefahr heraufbeschwören und würde insbesondere dem neuen Fed-Vorsitzenden Jerome Powell das Leben schwerer machen. Nach Angaben des Arbeitsministeriums zogen die Erzeugerpreise im Januar saisonbereinigt um 0,4 % an. Ökonomen hatten dies so erwartet. Im Jahresvergleich kletterten die Preise um 2,7 %. Vorausgesagt hatten Ökonomen ein Plus von nicht mehr als 2,5 %. Dienstleistungen waren im Januar 0,3 % teurer als im Vormonat, Preise für Waren lagen hingegen um 0,7 % über dem Niveau vom Dezember. An der Kernrate gemessen, die bei Erzeugerpreisen neben Energie- und Lebensmittelpreisen auch Handelsleistungen ausklammert, wurde ein Anstieg um 0,4 % erfasst, der höchste Wert seit April vergangenen Jahres. Verglichen mit dem Vorjahr lag die Kernrate bei 2,5 %. Das ist der höchste Wert seitdem das Ministerium im August 2014 begonnen hatte, Jahresraten zu ermitteln.Besonders deutlich fielen in der Berichtsperiode Benzin sowie die gestiegenen Kosten der Krankenversorgung ins Gewicht. Benzin verteuerte sich um 7,1 % und machte etwas die Hälfte des höheren Werts aus. Ärztliche Leistungen verteuerten sich ebenso wie ambulante Krankenhausbehandlungen, die mit einem Plus von 1,0 % deutlich die Prognosen übertrafen. Industrie senkt OutputZwar sorgte der leichte Rückgang der Industrieproduktion, den die Fed für Januar meldete, inmitten des wachsenden Konjunkturoptimismus für gewisse Ernüchterung. Laut Notenbank ist der Output der US-Industrie im Januar um 0,1 % gesunken. Der Wert für Dezember wurde von plus 0,9 % auf +0,4 % deutlich nach unten korrigiert. Versorgungsunternehmen, die im Vormonat wegen des heftigen Wintereinbruchs ihren Output um 4,6 % gesteigert hatten, verzeichneten im Januar eine Zunahme um nur 0,6 %. Im Bergbau wurde hingegen ein Rückgang von 1,0 % erfasst. Auch wies die Fed darauf hin, dass die Kapazitätsauslastung um 0,2 Prozentpunkte auf 77,5 % fiel. Während sich die Stimmung der Industrie im Bundesstaat New York überraschend eintrübte, verbesserte sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia gleichfalls unerwartet.Die insgesamt etwas schwächeren Zahlen dürften sich aber kaum eignen, den allgemeinen Optimismus bei Unternehmen und Verbrauchern nachhaltig zu dämpfen. Die wachsende Zuversicht wird zudem von dem andauernden Aufschwung am Arbeitsmarkt unterstrichen. Erstanträge auf Arbeitslosengeld stiegen zwar in der vorigen Woche um 7 000 auf 230 000, sind aber nach wie vor nicht weit von einem historischen Tiefststand entfernt.Umso kritischer sehen Experten angesichts des günstigen konjunkturellen Umfelds die kurz vor Weihnachten verabschiedete Steuerreform. Wie Jim O’Sullivan vom Forschungsinstitut High Frequency Economics betont, habe der Präsident Wachstumsraten von mindestens 3 % in Aussicht gestellt und halte sogar eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um jährlich 4 % für möglich. “Das Defizit und die Staatsverschuldung sind ohnehin zu hoch”, sagte O’Sullivan. “Je höher die Verschuldung ist, desto weniger fiskalpolitischer Spielraum wird vorhanden sein, Konjunkturspritzen dann zu geben, wenn sie wirklich nötig sind.”