US-Jobmarkt gibt Rätsel auf

Erneut mehr als 200 000 neue Stellen - Arbeitslosenquote steigt - Fokus auf Fed

US-Jobmarkt gibt Rätsel auf

Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt hat sich wieder etwas verlangsamt – die Arbeitslosenquote stieg überraschend sogar leicht an. Inflationsfalken in den Reihen der Fed glauben dennoch, dass die Notenbank recht bald an der Zinsschraube drehen sollte.det Washington – Dem amerikanischen Arbeitsmarkt ist im Vormonat wieder etwas die Luft ausgegangen. Die Arbeitslosenquote kletterte von 6,1 % auf 6,2 %. Bankvolkswirte hatten einen Rückgang auf 6 % erwartet. Zudem wurden nur netto 209 000 neue Jobs geschaffen, während die Markterwartungen bei 233 000 gelegen hatten. Angeführt wurden die Neueinstellungen von Fachdienstleistern und dem Einzelhandel. Zuwächse wurden auch in der Bauindustrie und dem Gesundheitswesen verzeichnet. Kaum verändert waren gegenüber dem Juni hingegen die Zahlen in der Transportwirtschaft und dem Großhandel. Auch waren die Abweichungen bei der Zahl der öffentlich Bediensteten nur marginal. Liebäugeln mit ZinserhöhungUneinig sind sich Analysten über die Folgen des Arbeitsmarktberichts für die Geldpolitik der Notenbank. Zwar meinte Richard Fisher, Präsident der regionalen Fed Dallas und derzeit stimmberechtigtes Mitglied im geldpolitischen Ausschuss der Fed, dem FOMC, dass “der Zeitpunkt für eine Zinserhöhung nun näher gerückt ist”. Er glaubt, dass die Währungshüter bereits Anfang 2015 den Leitzins anheben könnten. Charles Plosser, Vorsitzender der Fed Philadelphia, plädiert ebenfalls für eine baldige Straffung der monetären Zügel. Er hatte als einziger Notenbanker gegen die Formulierung in der Abschlusserklärung der jüngsten Sitzung des FOMC votiert: Angesichts des Tempos des Aufschwungs und der Erholung am Arbeitsmarkt sei es “unangemessen, weiterhin für beträchtliche Zeit am Nullzins festhalten zu wollen”, sagte Plosser.Andere Experten weisen hingegen auf qualitative Aspekte des Berichts hin und glauben, dass das abflauende Wachstum bei den Neueinstellungen Fed-Chefin Janet Yellen darin bekräftigen wird, eine Zinserhöhung weiter aufzuschieben. So befindet sich die Partizipationsrate mit 62,9 % weiterhin auf dem tiefsten Stand seit mehr als 30 Jahren. Seit April ist der Anteil der Beschäftigten an der Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter fast unverändert geblieben. Auch sind nach wie vor 3,2 Mill. Personen, die einen Job suchen, seit mehr als 26 Wochen ohne Arbeit. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen bleibt im historischen Vergleich mit 32,9 % sehr hoch.Vor diesem Hintergrund glauben einige Experten, dass die Fed noch für absehbare Zeit auf Kurs bleiben wird. “Dass sechs Monate in Folge mehr als 200 000 neue Jobs geschaffen wurden, unterstreicht, dass die Erholung nun auch den Arbeitsmarkt erreicht hat”, sagte Nationalökonom Howard Rosen. Gleichwohl sei zu beachten, dass immer mehr Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte durch schlechter bezahlte Positionen ersetzt werden. “Da von Preisdruck weit und breit nichts zu sehen ist, bleibt auch weiter Raum für inflationsfreies Wachstum”, sagte Rosen.Auf eine robuste konjunkturelle Erholung deutete der jüngste Bericht des Bureau of Economic Analysis (BEA) hin, wonach die privaten Einkommen ebenso wie die Verbraucherausgaben im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,4 % stiegen. Auch signalisieren die Indizes zum produzierenden Gewerbe einen fortgesetzten Aufschwung. Der Index des Institute for Supply Management (ISM) stieg im abgelaufenen Monat gegenüber Juni von 55,3 auf 57,1 Punkte, während der Markit PMI Index leicht nachgab, aber mit 55,8 Zählern auf Expansion hindeutet. Der Index der Verbrauchererwartungen der Universität Michigan sank geringfügig auf 81,8 Punkte, während die Bauausgaben im Juni überraschend um 1,8 % nachgaben.