US-Kernteuerung auf Vierjahrestief

Wichtigste Inflationskennziffer der Fed enttäuscht erneut - Internationale Notenbanker sind für Zinsschritt

US-Kernteuerung auf Vierjahrestief

Das Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal ist laut der zweiten Schätzung überraschend stark gestiegen und hat den Druck auf die US-Notenbank Fed wieder erhöht, doch schon im September die Zinsen anzuheben. Derweil deuten die jüngsten Inflationsdaten eher darauf hin, dass die Fed mit dem Schritt weiter warten kann.Von Sebastian Schmid, New YorkDer stellvertretende Fed-Vorsitzende Stanley Fischer wollte sich vor dem Wochenende noch nicht in die Karten sehen lassen und erklärte, “ich glaube, es ist zu früh, um sich festzulegen”. Bis vor kurzem habe es “ziemlich gute Argumente” für eine Anhebung der kurzfristigen Leitzinsen im September gegeben. Die jüngsten Entwicklungen – Chinas Konjunktureinbruch, die Dollar-Aufwertung und die Volatilität in den globalen Finanzmärkten – bedeuteten aber sicher, dass sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses die frisch hereinkommenden Daten noch einmal genau anschauen müssten. Auch New Yorks Fed-Chef William Dudley hatte einige Tage zuvor auf China und die Marktturbulenzen verwiesen, um die Erwartungen einer baldigen Zinsanhebung zu bremsen. Septembertermin wackeltAm Freitag kamen neue Zahlen hinzu, die den Druck auf die Fed, die Zinsen anzuheben, kaum erhöhen dürften. Die persönlichen Verbraucherpreise (PCE-Kernrate) stiegen lediglich um 1,2 % (siehe Grafik). Das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmaß liegt damit bereits 39 Monate in Folge unter dem Zielwert von 2 %. Zudem war der Juli-Wert die niedrigste Rate seit 2011. Die Sorge der Fed wegen der schwachen Inflationstendenzen werde mit diesen Daten weiter zunehmen, ist TD-Securities-Ökonom Millan Mulraine überzeugt. Das könne dazu führen, dass im September die Mehrheit der Fed-Mitglieder erneut dafür stimmt, mit dem Zinsschritt noch zu warten. Die Marktteilnehmer an der Wall Street, von denen ohnehin nur noch ein Viertel einen Zinsschritt im anstehenden Monat erwartet, dürften das mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen.Auf dem Treffen internationaler Notenbanker in Jackson Hole (Wyoming) würde ein fortgesetztes Abwarten der Fed dagegen kaum goutiert. Seit Monaten stellt sich die Welt darauf ein, dass die USA endlich ihre Nullzinspolitik aufgeben. Nun sieht es erneut nach einer Verzögerung aus. “Es ist besser für die USA, wenn sie jetzt ihre Entscheidung treffen”, sagte etwa Indonesiens Finanzminister Bambang Brodjonegoro in einem Interview. “Was die Finanzmärkte volatil macht, ist die Unsicherheit.” Eine Zinsanhebung signalisiere der Welt, dass die Fed Vertrauen in die US-Wirtschaft habe, glaubt Bank-of-Japan-Gouverneur Haruhiko Kuroda. Dies wäre ein bedeutendes Zeichen für die ganze Welt. Auch die Notenbanker aus Neuseeland und anderen Pazifikstaaten haben ihre Unterstützung für einen US-Zinsschritt zum Ausdruck gebracht. Neben der Fed erwägt derzeit nur die Bank of England eine Zinsanhebung.Die lange Vorbereitungsphase auf einen möglichen Zinsschritt habe das Risiko ohnehin minimiert. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Menschen gäbe, die danach behaupten, das habe man nicht kommen sehen”, sagte IIF-Präsident Timothy Adams am Freitag.