US-Lohnwachstum bleibt unter den Erwartungen

Nächste Zinserhöhung dennoch ausgemachte Sache

US-Lohnwachstum bleibt unter den Erwartungen

sp New York – Der US-Arbeitsmarkt hat im November seine robuste Verfassung bestätigt, mit Blick auf die Lohnentwicklung aber erneut enttäuscht. Die dritte Zinserhöhung der US-Notenbank um 25 Basispunkte auf dann 1,25 bis 1,5 %, die Marktbeobachter seit Wochen fest eingeplant haben, bleibt nach den Zahlen zur Beschäftigungsentwicklung wohl eine ausgemachte Sache, wenn die Währungshüter nächste Woche zum letzten Treffen des Offenmarktausschusses FOMC im laufenden Turnus zusammenkommen. Mit Blick auf die Kadenz weiterer Zinserhöhungen im nächsten Jahr, wenn Jerome Powell das Zepter der Federal Reserve übernimmt, dürften sich die Währungshüter angesichts des überraschend geringen Aufwärtsdrucks auf die Löhne aber zurückhaltend äußern. 228 000 neue JobsNach Zahlen des US-Arbeitsministeriums hat die Wirtschaft außerhalb des Agrarsektors im November 228 000 neue Stellen geschaffen. Das waren deutlich mehr als die von Analysten im Durchschnitt erwarteten 195 000 neuen Jobs. Es ist der 86. Monat mit steigender Beschäftigung in Folge. Die Lohnentwicklung ist erneut unter den Erwartungen geblieben. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Monatsvergleich um 0,2 %, wobei die Entwicklung im Oktober auf einen Rückgang von 0,1 % leicht nach unten korrigiert wurde. Im Jahresvergleich erhöhten sich die Löhne um 2,5 % und bleiben damit weiter unter der Dynamik aus früheren Aufschwungphasen. Die Zuwächse im Oktober wurden auf 2,3 % nach unten korrigiert.Nach Einschätzung von Volkswirten müssten Beschäftigungszuwächse von 100 000 Stellen pro Monat ausreichen, um mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt zu halten und den Aufwärtsdruck auf die Löhne aufrechtzuerhalten. Doch obwohl der US-Arbeitsmarkt derzeit mehr als doppelt so schnell wächst, während die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit fast 17 Jahren steht, ist auf dem Gehaltszettel kaum Bewegung auszumachen. Die Lohnentwicklung spielt für die Aussichten der US-Volkswirtschaft eine besondere Rolle, da die Konsumausgaben der Verbraucher rund 70 % der Gesamtwirtschaft ausmachen.Jerome Powell, der designierte Chef der US-Notenbank, hat bei seiner Anhörung vor dem Senat vor wenigen Tagen zu Protokoll gegeben, dass die Lohnentwicklung keine Verknappung des Arbeitsangebotes signalisiere. Die Arbeitslosenquote im November liegt wie schon im Vormonat bei 4,1 % und damit nahe dem Vollbeschäftigungsniveau. Eine breiter gefasste Kennzahl, die sogenannte Unterbeschäftigungsquote, in der unter anderem Teilzeitkräfte mitgezählt werden, die eigentlich eine Vollzeitstelle suchen, ist im Vergleich zum Vormonat um 10 Basispunkte auf 8 % gestiegen, bleibt aber auf dem niedrigsten Niveau seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Erwerbsquote blieb mit 62,7 % ebenfalls unverändert, liegt damit aber weit entfernt vom Niveau vor der Krise.Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Dezember überraschend eingetrübt. Das Konsumklima der Universität von Michigan fiel im Vergleich zum Vormonat um 1,7 Punkte auf 96,8 Zähler. Das Stimmungsbarometer steht trotz des zweiten Rückgangs in Folge weiter auf einem hohen Niveau. Im Oktober hatte der Indikator mit 100,7 Punkten den höchsten Stand seit Januar 2004 erreicht.