US-Notenbank nimmt Fuß vom Gas

Fed-Chef Powell betont Datenabhängigkeit weiterer Zinsschritte - Unerwartet viele Erstanträge

US-Notenbank nimmt Fuß vom Gas

det Washington – Nach der Entscheidung der US-Notenbank, zumindest vorläufig eine Pause bei den Leitzinserhöhungen einzulegen und die weitere wirtschaftliche Entwicklung abzuwarten, haben prompt mehrere Konjunkturdaten widersprüchliche Signale gegeben. So hat sich der Häusermarkt an neuen Eigenheimverkäufen gemessen wieder etwas erholt. Für eine negative Überraschung sorgten hingegen Erstanträge auf Arbeitslosengeld, die vergangene Woche kräftig anzogen und den höchsten Stand seit fast eineinhalb Jahren erreichten.Ungewohnt deutlich signalisierte US-Notenbankchef Jerome Powell nach der ersten Sitzung des Offenmarktausschusses im laufenden Jahr, dass die Währungshüter in absehbarer Zeit keine Pläne haben, die geldpolitischen Zügel straffer zu ziehen. “Das Argument für weitere Zinserhöhungen ist mittlerweile um einiges schwächer geworden”, sagte er nach dem zweitägigen Treffen des Lenkungsgremiums. Auch sagte er, dass die Zentralbank bereit sei, das Tempo der Bilanzreduzierung der weiteren konjunkturellen Entwicklung anzupassen. Nicht ausschließen wollte Powell sogar, dass der nächste Schritt eine Senkung anstelle einer Anhebung des Leitzinses sein könnte: “Das wird ganz von den Daten abhängen.” Unter anderem verwies er auf Konjunkturrisiken, die von langsamerem Wachstum in Europa sowie China und anderen asiatischen Ländern ausgehen. Zudem behalte die Fed andauernde Handelskonflikte sowie mögliche Eskalationen und die Abwicklung des Brexit im Auge.Im Gegensatz zu der letzten Sitzung des FOMC im Dezember, als die Fed-Gouverneure noch einen optimistischeren Ton angeschlagen hatten, müssen laut Powell nun auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Verwaltungsstillstands sowie möglicher weiterer Shutdowns berücksichtigt werden. Zum nächsten Shutdown könnte es bereits in zwei Wochen kommen, wenn sich eine paritätisch besetzte Arbeitsgruppe aus Parlamentariern nicht auf einen Haushaltskompromiss einigen kann, den US-Präsident Donald Trump unterschreiben würde. “Sämtliche dieser Risiken werden uns noch einige Zeit begleiten”, betonte Powell. Arbeitskosten legen zuAuf zunehmenden Inflationsdruck deutet jedenfalls die Entwicklung der Arbeitskosten hin. Diese nahmen im Schlussquartal 2018 um 0,7 % zu und blieben somit hinter den Erwartungen zurück. Im vorherigen Quartal lag der Anstieg bei 0,8 %. Die Jahresrate kletterte nach Angaben des Arbeitsministeriums allerdings von 2,6 % auf 2,9 %. Löhne und Gehälter zogen sogar um 3,1 % an, der stärkste Anstieg seit der Finanzkrise im dritten Quartal 2008.Völlig überraschend meldete das Ministerium hingegen für die vergangene Woche ein Hochschnellen der Erstanträge auf Arbeitslosengeld. Diese kletterten um 53 000 auf 253 000, den höchsten Stand seit 16 Monaten. Ökonomen hatten mit 220 000 gerechnet. Der aussagekräftigere Vierwochenschnitt legte um 5 000 auf 220 250 zu. Experten machen sowohl saisonale Faktoren als auch den Verwaltungsstillstand für den statistischen Ausreißer verantwortlich und sehen kein Zeichen für eine Verlangsamung des Aufschwungs am Arbeitsmarkt.Unerwartet war auch die rege Nachfrage nach neuen Eigenheimen. Laut US-Handelsministerium kletterte die Zahl der verkauften Immobilien im November auf saisonbereinigt und annualisiert 657 000 Einheiten, ein Plus von 16,9 % gegenüber Oktober. Im Jahresvergleich wurde ein Rückgang um 7,7 % ermittelt. Der Geschäftsklimaindex des Institute for Supply Management (ISM) für die Region Chicago gab im Januar um 7,1 Punkte auf 56,7 Zähler nach. Neuaufträge purzelten auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, auch ging die Produktion zurück.