US-Notenbank warnt vor Folgen des Klimawandels

Währungshüter befürchten gravierende wirtschaftliche Einbußen - Risiken auch für die Finanzstabilität

US-Notenbank warnt vor Folgen des Klimawandels

det Washington – Die US-Notenbank Fed hat zum ersten Mal die ökonomischen Folgen des Klimawandels untersucht und die Implikationen für die Geldpolitik analysiert. Zu befürchten sind demnach sinkende Konsumausgaben, weniger Investitionsbereitschaft seitens der Unternehmen und Wachstumseinbrüche für die Weltwirtschaft. Möglich ist laut Fed auch eine deutlich höhere Inflation, die den neutralen Zinssatz beeinflussen würde und somit die Währungshüter dazu zwingen könnte, ihre geldpolitischen Entscheidungen entsprechend anzupassen.Teilnehmer an der “Economics of Climate Change”-Konferenz, die von der Federal Reserve Bank von San Francisco ausgerichtet wurde, gelangten nun zu dem Schluss, dass ohne Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels die Weltwirtschaftsleistung bis zum Jahr 2100 um 7 % geringer ausfallen könnte. Würden sich Länder hingegen an die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens halten, dann wäre nur eine Einbuße um 1 % zu erwarten, hieß es.Insbesondere würden sich steigende Temperaturen in einer sinkenden Produktivität bei Arbeitnehmern niederschlagen. Nach Angaben von Ökonomen der Bank of England, die ebenfalls an der Veranstaltung teilnahmen, würde mit jedem Grad, den die täglichen Durchschnittstemperaturen über 15 Grad Celsius steigen, die Produktivität in der Wirtschaft um 1,7 % sinken.Laut Kevin Stiroh, Vizepräsident der Fed New York, “hat die US-Wirtschaft während der vergangenen fünf Jahre mehr als 500 Mrd. Dollar an direkten Verlusten als Folge von Unwettern und des Klimawandels erlitten”. Lael Brainard, Mitglied des Fed-Boards und des Offenmarktausschusses, warnte, dass Hurrikane, Brände, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen bei Unternehmen die Unsicherheit erhöhen würden. Zudem könnten Konsumenten, die höhere Versicherungsprämien zu zahlen hätten, mehr für die Betreibung ihrer Klimaanlagen ausgeben müssten und auch Eigentumsverluste erleiden könnten, im Gegenzug andere Ausgaben einschränken. Vergleiche zu ÖlpreisschocksBrainard verglich derartige Schocks mit den Ölpreisschocks während der 1970er Jahre und den Problemen, welche die Notenbanken auch damals damit hatten, die inflationären Wirkungen akkurat einzuschätzen. Insoweit, als der Klimawandel sowohl Produktivität, das langfristige Wachstum und die Teuerungsrate beeinflussen, könnten die Währungshüter folglich gezwungen sein, ihre Zinspolitik anzupassen.Nicht auszuschließen sind auch Risiken für die Finanzstabilität. So könnten Naturkatastrophen die Neubewertung bestimmter Vermögenswerte notwendig machen, etwa bei Grundstücken und Anlagen, die extremen Wetterrisiken ausgesetzt sind. Die am Börsenwert gemessen 500 größten Unternehmen sind demnach entsprechenden Risiken in Höhe von fast 1 Bill. Dollar ausgesetzt.Keineswegs einig sind sich alle US-Notenbanker über die Notwendigkeit, den Klimawandel in die Geldpolitik einzubeziehen. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hat die Ansicht vertreten, dass es die “Aufgabe des Kongresses und anderer Behörden ist, sich damit zu befassen”. Neel Kashkari, Präsident der Minneapolis Fed, nennt es “weit hergeholt, zu glauben, dass Klimawandel während der nächsten drei bis fünf Jahre den Konjunkturzyklus beeinflussen wird”.