US-Notenbanker in Sorge wegen niedriger Inflation

"Tauben" in der Fed plädieren für Zinspause

US-Notenbanker in Sorge wegen niedriger Inflation

ms Frankfurt – US-Notenbanker haben Spekulationen befeuert, dass sich die Fed mit weiteren Zinserhöhungen zumindest vorerst zurückhält – dafür aber im September den Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz in Angriff nimmt. Sowohl James Bullard, Präsident der regionalen Fed St. Louis, als auch der derzeit im Zinsausschuss stimmberechtigte Neel Kashkari von der Fed Minneapolis betonten bei Auftritten am Montagabend die niedrige Inflation in den USA. Das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß lag zuletzt bei 1,5 % – und damit unterhalb ihres Ziels von 2 %. Beide Zentralbänker gelten als Vertreter einer im Zweifelsfall eher lockeren Geldpolitik. Bilanzabbau ab September”Der derzeitige Zinssatz ist wahrscheinlich in der nächsten Zeit angemessen”, sagte Bullard. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Inflationsrate steige, selbst wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessere. Dafür zeigte er sich offen, dass die Fed bei der Sitzung am 19. und 20. September mit der Bilanzreduzierung beginnt. Das werde sehr langsam vonstattengehen und die Märkte nicht durcheinanderwirbeln.Die Fed hatte ihren Leitzins zuletzt im Dezember, März und Juni jeweils um 25 Basispunkte auf aktuell 1,0 bis 1,25 % angehoben und im Juni eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Für September hat das an den Märkten aber aktuell so gut wie niemand auf der Rechnung, und selbst bis Jahresende erwartet nur noch eine Minderheit einen Zinsschritt. Damit allerdings gibt es auch Rückschlagspotenzial. Am Freitag hatte ein starker US-Arbeitsmarktbericht den Hardlinern in der Fed Argumente für steigende Zinsen geliefert. Eine noch größere Lücke klafft derzeit zwischen Fed-Ankündigungen und Markterwartungen für 2018. Am Freitag gibt es neue Inflationszahlen aus den USA.Im Juni hatte die Fed zudem avisiert, “relativ bald” mit dem Abbau der auf rund 4,5 Bill. Dollar angeschwollenen Bilanz zu beginnen. Bereits zuletzt hatten einige US-Notenbanker da mit September geliebäugelt. Auf welches Niveau die Bilanz sinken soll, ist offen. Der einflussreiche US-Notenbanker John Williams hatte im Frühjahr im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, dass die Währungshüter “die Bilanz auf ein sehr viel niedrigeres Niveau zurückfahren wollen”, und signalisiert, dass es mindestens um eine Halbierung gehen werde (vgl. BZ vom 12. April).Der weitere Kurs der Fed ist auch für die Europäische Zentralbank (EZB) von zentraler Bedeutung – nicht zuletzt über die Wirkung auf den Euro-Dollar-Wechselkurs. Eine zuletzt vorsichtigere Fed-Kommunikation hatte zusammen mit guten Euro-Wirtschaftsdaten und verstärkten Spekulationen auf eine allmähliche Abkehr der EZB von der ultralockeren Geldpolitik für eine starke Aufwertung des Euro gesorgt. Das wiederum dämpft die Inflationsaussichten und stellt so ein potenzielles Hindernis für den EZB-Exit dar.