SERIE ZUR US-WAHL: DEREGULIERUNG VON WIRTSCHAFT UND FINANZSYSTEM

USA sind ein Mekka für Banker

Marktstruktur, Zinsumfeld und Deregulierung lassen Gewinne sprudeln

USA sind ein Mekka für Banker

Von Anna Sleegers, FrankfurtWenn die Wall-Street-Banken wie in der vergangenen Woche den Auftakt der vierteljährlichen Bilanzsaison machen, dürfen sie sich des Neides ihrer Wettbewerber diesseits des Atlantiks gewiss sein. Während die europäischen und ganz besonders die deutschen Institute im längsten Zinstief der Geschichte schon vor Corona damit zu kämpfen hatten, zumindest ihre Kapitalkosten zu verdienen, fährt mancher US-Wettbewerber wie zuletzt Morgan Stanley zweistellige Eigenkapitalrenditen ein (vgl. BZ vom 16. Oktober).Hat US-Präsident Donald Trump also sein Wahlversprechen wahr gemacht und die Banken von der Last der Bürokratie befreit, die ihnen die Vorgängerregierung unter dem Eindruck der verheerenden Finanzkrise von 2009 auferlegt hatte? Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Fest steht, dass die befürchtete Deregulierungsorgie ausgeblieben ist. Wie so oft bei kontroversen Themen beließen es Trump und sein Finanzminister Steven Mnuchin auch in der Frage nach der Reprivatisierung der in der Subprimekrise verstaatlichten Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae bei vollmundigen Ankündigungen.Bei den regulatorischen Erleichterungen für kleinere Banken dürfte sich auch jede andere Regierung ähnlich entschieden haben. Denn dass in den USA eine andere Regulierungskultur herrscht, ist nicht nur aus dem Finanzsektor bekannt. Auch im Gesundheitsbereich fackeln die US-Behörden oftmals nicht lange mit der Einführung drastischer Eingriffe. Anders als in Europa mit seinen langwierigen und komplexen Entscheidungsprozessen, werden Regulierungsvorgaben aber auch rasch wieder modifiziert oder ganz kassiert, wenn sie sich nicht bewähren. Pragmatischer AnsatzOb dieser pragmatischere Ansatz allein den enormen Vorsprung der US-Banken erklärt, ist jedoch fraglich. Einen größeren Beitrag dazu geleistet haben dürfte die beherzte Rekapitalisierung der Banken im Rahmen des TARP-Programms nach der Finanzkrise – die von der hiesigen Bankenlobby erfolgreich verhindert wurde. Anders als in der Eurozone blieb zudem die Zinswende in den Jahren des Wirtschaftsbooms nicht aus, so dass die US-Banken zumindest eine Weile lang auch mit ganz klassischem Bankgeschäft Geld verdienen konnten. Und nicht zuletzt ist der US-Bankenmarkt weniger fragmentiert als insbesondere der deutsche Markt, in dem sich die privaten Banken gegen die weit weniger profitorientierten Sparkassen und Kreditgenossen behaupten müssen.