Corona-Pandemie

Vage Hoffnungen auf Lockdown-Lockerung

Chinas Corona-Re­striktionspolitik zeitigt einige Erfolge, die auf eine graduelle Wiederöffnung der Wirtschaftsmetropole Schanghai hoffen lassen.

Vage Hoffnungen auf Lockdown-Lockerung

nh Schanghai

Chinas Corona-Re­striktionspolitik zeitigt einige Erfolge, die auf eine graduelle Wiederöffnung der Wirtschaftsmetropole Schanghai hoffen lassen. Gleichzeitig jedoch ist zu befürchten, dass schwelende Omikron-Ausbrüche in der Kapitale Peking und der Hafenstadt Tianjin ähnlich rigorose Lockdown-Maßnahmen wie in Schanghai lostreten könnten und damit für weitere Wirtschaftsbeeinträchtigungen sorgen werden.

Acht Wochen nach dem Beginn von harten Lockdown-Maßnahmen in Schanghai verzeichnet die 25-Millionen-Stadt eine Corona-Inzidenzrate, die erstmals den Anforderungen der „Nulltoleranzpolitik“ genügt und eine erste Lockerung der Restriktionen erlauben soll. Am Dienstag verkündete die Stadtverwaltung, dass es binnen drei Tagen keinen neuen Ansteckungsfall unter städtischen Anwohnern gegeben haben soll, womit die offizielle Zielvorgabe für den sogenannten „Covid-Zero-Status“ der Regierung erreicht ist. Tatsächlich wurden in Schanghai zu Wochenbeginn gut 800 neue Fälle entdeckt, die allerdings nicht den Covid-Zero-Status beeinträchtigen, weil es sich um bereits in Quarantänelager zwangsübersiedelte Einwohner handelt.

Industrie unter Zugzwang

Marktteilnehmer hoffen aber, dass die Erreichung des Plansolls nun Maßnahmen erlaubt, die den Indus­triebetrieben im Schanghaier Wirtschaftsgürtel eine rasche Wiederbelebung von Produktionsprozessen ermöglichen. Dies gilt als eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass die vom Schanghai-Lockdown ausgehenden Lieferkettenstörungen, die mittlerweile Chinas landesweite Industrieproduktion und Konjunkturverfassung schwer beeinträchtigen, behoben werden können. Am Montag hatten neue Konjunkturdaten für April die erste Schrumpfung der chinesischen Industrieproduktion seit dem Pandemieausbruch im Winter 2020 sowie einen heftigen Konsumknick aufgezeigt. Dabei ist die Delle praktisch ausschließlich auf die von der Pekinger Staatsführung verordnete Covid-Zero-Politik zurückzuführen.

Ungeduld wächst

Bei ausländischen Unternehmen mit China-Präsenz nähren die Corona-Politik und Restriktionswut der Regierung heftige Zweifel an ihren Standortperspektiven. Die negative Stimmung wird sich in einer deutlichen Senkung der Investitionsbereitschaft für die kommenden Jahre niederschlagen, erklärte der Präsident der American Chamber of Commerce in China am Dienstag. Dies werde zwar keinen unmittelbaren Abzug aus China bedeuten, wohl aber die Suche nach Standortalternativen im asiatischen Raum beflügeln.

Vergangene Woche hatte eine Umfrage der Handelskammer gezeigt, dass mehr als die Hälfte der US-Firmen ihre Investitionsvorhaben am Standort China unter negativem Vorzeichen neu überdenken. Ein Viertel der Befragten gibt an, dass sie wegen der Erfahrungen mit Chinas Corona-Politik ihre geplanten Engagements zurückfahren wollen. Ein weiteres Viertel betont, dass entsprechende Investitionen zumindest zeitlich verzögert werden. Auch bei der European Chamber of Commerce in China heißt es, dass der Abwanderungsdruck bei europäischen Unternehmen deutlich zunehmen wird, wenn die Restriktionspolitik über das Jahr hinweg weiter anhalten sollte. Neben Produktionsausfällen und Lieferkettenproblemen würden die Firmen auch von Beschäftigungsengpässen zurückgeworfen.

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