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Valdis Dombrovskis bekommt viel zu tun

Von Detlef Fechtner, Brüssel Börsen-Zeitung, 28.6.2016 Über einen Mangel an Zuständigkeiten musste sich Valdis Dombrovskis noch nie beschweren. Als einer der sieben Vizepräsidenten der Kommission ist der Lette für zwei Ressorts zuständig, die eine...

Valdis Dombrovskis bekommt viel zu tun

Von Detlef Fechtner, BrüsselÜber einen Mangel an Zuständigkeiten musste sich Valdis Dombrovskis noch nie beschweren. Als einer der sieben Vizepräsidenten der Kommission ist der Lette für zwei Ressorts zuständig, die eine breite Palette von Aufgaben zwischen Wirtschafts- und Sozialpolitik umfassen. Seine offizielle Dienstbeschreibung heißt nämlich “Vizepräsident für den Euro und den sozialen Dialog”. Dazu zählt – um die Größe des Portfolios zu veranschaulichen – etwa auch der Vorstoß der EU für eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung.Als wäre diese Aufgabe nicht schon groß genug, erhält Dombrovskis nun auch noch die operative Leitung der Generaldirektion Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion mit dazu. Denn Jonathan Hill verlässt die EU-Kommission – und dessen britischer Nachfolger wird aller Voraussicht nach nur noch ein Randthema zugewiesen bekommen.Dass Dombrovskis viele Themen betreut, heißt freilich nicht, dass er dies halbherzig tut. Bei seinen öffentlichen Auftritten schüttelt der 44-Jährige regelmäßig jede Menge Daten und Detailinformationen aus dem Ärmel – und ist sogar zu vielen fachfremden Themen sprechfähig.Sein Curriculum Vitae würde ohnehin für mehrere Menschenleben reichen: studierter Physiker und Ökonom, Ingenieur, Ministerpräsident Lettlands, Notenbanker, EU-Parlamentarier, Finanzminister. Seine geradezu stoisch wirkende Art des Vortrags nimmt vielen Aufregerthemen die Schnappatmung, was ein Grund dafür sein dürfte, dass ihn EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker regelmäßig mit heiklen Missionen in den Pressesaal schickt. Der Luxemburger vertraut Dombrovskis möglicherweise ja auch deshalb blind, weil der lettische Christdemokrat bei der Kür des Kandidaten für den EU-Kommissionschef aus Parteiräson in letzter Sekunde zurückzog – und damit den Weg endgültig für Juncker ebnete.