Großbritannien zur Bundestagswahl

Veränderung, klein geschrieben

Mit großen politischen Veränderungen wurde in Großbritannien nicht gerechnet. Doch ist für viele überraschend, wie lange es dauern könnte, bis eine neue deutsche Regierung steht.

Veränderung, klein geschrieben

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In Großbritannien hat man nicht viel Erfahrung mit Koalitions­regierungen. Und so fragte der Moderator von BBC Radio 4 beim CDU-Politiker David McAllister lieber noch einmal nach, ob er wirklich sagen wolle, dass es bis nach Weihnachten dauern könne, bis die nächste deutsche Regierung steht. Aber nach einer für britische Verhältnisse ungemein differenzierten Berichterstattung über die Wahl hatte niemand große Umwälzungen erwartet. Angela Merkel ist im Vereinigten Königreich umstritten. Während sie im linksliberalen „Guardian“ von Marion Van Renterghem zur Pop-Ikone hochgejubelt wurde, schimpfte der konservative „Telegraph“, ihr Vermächtnis sei „Chaos im In- und Ausland“. Für die einen hat Europa mit Merkel seinen moralischen Kompass verloren. Aus Sicht der anderen hinterlässt sie ein gespaltenes, richtungsloses Land. Ihr Nachfolger werde Zeit brauchen, seine Macht zu festigen, analysierte der „Spectator“. Deshalb sei das Wahlergebnis eine gute Nachricht für Emmanuel Macron, der sich als dominante Figur in der EU positionieren wolle. Doch bis eine neue Regierung gebildet ist, bleibt Merkel im Amt. Veränderung mit kleinem ‚v‘, beschrieb BBC-Europakorrespondentin Katya Adler das Ergebnis.

                   (Börsen-Zeitung,