Verbraucher erholen sich vom Schock

GfK-Konsumklima legt etwas zu - Verunsicherung bleibt aber - Sparneigung geht zurück

Verbraucher erholen sich vom Schock

Die Laune der deutschen Verbraucher ist im Mai im Einklang mit den ersten vorsichtigen Lockerungsschritten in der Corona-Pandemie leicht gestiegen. Die Verunsicherung und die Angst um den eigenen Job bleiben allerdings hoch und hemmen den Konsum.ba Frankfurt – Die ersten vorsichtigen Lockerungsschritte holen die deutschen Konsumenten im Mai aus dem Coronaschock. So prognostiziert die Nürnberger GfK für ihr Konsumbarometer einen Wert von -18,9 Punkten für Juni (siehe Grafik). Dies ist immer noch der zweitniedrigste Wert, der je gemessen wurde, wie die GfK gestern mitteilte. Das historische Tief von revidiert -23,1 (zuvor: -23,4) Punkte lag im Mai.”Die schrittweise Öffnung vieler Geschäfte hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Konsumneigung keine weiteren Einbußen hinnehmen muss und aktuell sogar etwas zulegen kann”, erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Gestützt wurde das Konsumklima durch die rückläufige Sparneigung, die im April noch sprunghaft gestiegen war.Dennoch sei die Verunsicherung unter den Konsumenten groß, mahnte Bürkl: “Sie sehen die deutsche Wirtschaft bei Weitem noch nicht über den Berg und eine schwere Rezession auf sich zukommen.” Bereits im ersten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt wegen gesunkener Konsumausgaben und geringerer Investitionen um 2,2 % eingebrochen – so kräftig wie seit der globalen Finanzkrise 2008/2009 nicht. Ökonomen erwarten für das Frühjahrsquartal ein Minus im zweistelligen Bereich. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet die Bundesregierung einen Rückgang von 6,3 %, das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt -7,1 % voraus, und der Industrieverband DIHK hat jüngst seine Prognose auf -10 % heruntergeschraubt. Konjunkturpaket hilftDie großen Anstrengungen der Politik, um die Binnennachfrage anzukurbeln, hält Bürkl aus einem weiteren Grund für wichtig: Die Exporte, ein überaus wichtiges Standbein der deutschen Konjunktur, kämen nur schwer in Gang. So signalisiert das entsprechende Ifo-Barometer weiter rückläufige Exporterwartungen, wenn auch nicht mehr in dem Umfang wie noch im April. Bürkl sprach sich im dpa-Interview dennoch gegen eine Abwrackprämie als Kaufanreiz für Autos aus. “Es hat sich gezeigt, dass die spezielle Bevorzugung einer Branche wenig hilfreich ist”, sagte Bürkl. Nach zwei Rückgängen in Folge legte die Konjunkturerwartung der Verbraucher im Mai wieder etwas zu, bleibt aber deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.Auch wenn die Hoffnung der Verbraucher steige, “dass ein Debakel am Arbeitsmarkt verhindert wird”, bleibe die Angst vor Jobverlust hoch. “Dies erweist sich neben den Einkommenseinbußen derzeit als ein wichtiges Konsumhemmnis. Darauf müssen sich Händler und Hersteller weiterhin einstellen”, mahnte Bürkl. Die Einkommenserwartung der Verbraucher legte nach dem im April markierten Rekordtief wieder etwas zu. Allerdings führten Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit bei vielen Haushalten zu deutlichen Einkommenseinbußen, wohingegen die Bezüge der Rentner in der gegenwärtigen Situation nicht von Rückgängen bedroht seien: “Ganz im Gegenteil, im Juli dieses Jahres steht sogar eine Erhöhung der gesetzlichen Altersbezüge von mehr als 3 % an”, sagte Bürkl. Angesichts der verbesserten Einkommensaussichten ist auch die Anschaffungsneigung leicht gestiegen.Eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unterstreicht die brisanter werdende Lage auf dem Arbeitsmarkt: So kam es in den ersten zwei Wochen nach dem Lockdown Mitte März zwar noch nicht zu größeren Entlassungswellen, doch ging die Zahl der offenen Stellen zurück. Allerdings hatte die schwächelnde Konjunktur schon zuvor die Personalnachfrage gedämpft, wie das IAB schreibt.