Verbraucher lugen zaghaft in die Geschäfte
Verbraucher lugen zaghaft in die Geschäfte
Konsumklima legt leicht zu − Unsicherheit bremst − Schwache Arbeitskräftenachfrage
ba Frankfurt
Wirklich erholt hat sich die Verbraucherstimmung im September nach dem vorherigen deutlichen Rückschlag noch nicht, doch die Konsumenten erwägen angesichts besserer Einkommensaussichten doch wieder die ein oder andere größere Anschaffung. Allerdings stecken sie auch wieder mehr Geld in den Sparstrumpf und blicken pessimistischer auf die Konjunktur.
Stabilisierung, keine Erholung
Das Konsumklima prognostizieren GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) für Oktober mit 21,2 Punkten, das sind 0,7 Zähler mehr als im Vormonat. Seit Juni sei das Konsumklima nicht vorangekommen und die leichte Verbesserung könne daher „als Stabilisierung auf niedrigem Niveau interpretiert werden“, ordnet NIM-Experte Rolf Bürkl ein. Für den Beginn einer spürbaren Erholung sei „die gegenwärtige Stimmungslage unter den Verbrauchern generell zu labil“. Neben den bekannten negativen Einflussfaktoren wie Kriege, Krisen und Inflation komme seit wenigen Monaten wieder der Arbeitsmarkt als Faktor dazu. „Leicht steigende Arbeitslosenzahlen, eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen sowie Ankündigungen diverser Unternehmen, Personal abzubauen bzw. Unternehmensteile ins Ausland zu verlagern, haben sicherlich die Sorgen um den Job bei einer Reihe von Beschäftigten erhöht“, erklärt Bürkl.
Jobsorgen und Sparneigung bremsen
Eine stärkere Erholung des Konsumklimas habe der neuerliche Anstieg der Sparneigung um 1,3 Punkte verhindert. Dagegen habe die Konsumlaune vor allem von verbesserten Einkommensaussichten sowie einer etwas weniger pessimistischen Anschaffungsneigung profitiert, teilten die Marktforscher mit. Der Einkommensindikator legte um 6,6 auf 10,1 Punkte zu. Damit hat er jedoch nur einen Teil der enormen Verluste von mehr als 16 Punkten im vergangenen Monat wieder gutgemacht. „Offenbar überlagern momentan die zunehmenden Sorgen um den Arbeitsplatz die Kaufkraftzuwächse, die ein Großteil der privaten Haushalte derzeit verzeichnen kann“, erklärten die Marktforscher mit Blick auf die Inflation, die sich bei etwa 2% stabilisiert hat, während die tariflichen Lohnzuwächse und die Renten deutlich stärker zulegen.
Schwache Arbeitskräftenachfrage
Frühindikatoren zeigen allerdings, dass die Konjunkturflaute zunehmend auf den Jobmarkt durchschlägt. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer für September etwa bestätigt mit dem leichten Rückgang um 0,1 auf 100,7 Punkte die Erwartungen, dass die Beschäftigung in einem geringeren Tempo zulegt, während die Arbeitslosigkeit leicht steigen wird. Der BA-X, der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA), legte im September um 1 auf 107 Punkte zu. „Insgesamt ist der gemeldete Kräftebedarf weiter schwach“, hieß es bei der BA. Es sei unklar, ob der erste Anstieg seit zwei Jahren eine Stabilisierung der Nachfrage andeute.
Das Barometer, das die Anschaffungsneigung misst, kletterte um 4 auf −6,9 Punkte und damit den höchsten Stand seit März 2022 mit −2,1 Punkten. Das „noch immer ausgesprochen niedrige Niveau“ spreche „für eine anhaltend große Verunsicherung unter den Konsumenten, die durch Inflation, geopolitische Krisen sowie zunehmende Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes geprägt wird“, heißt es weiter. Dass die Konjunkturaussichten gegen den leicht positiven Trend bei der Konsumstimmung um 1,3 auf 0,7 Zähler gesunken sind, liege an den zunehmenden öffentlichen Diskussionen um einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.
Experten erwarten ein Plus von saisonbereinigt 14.000 Arbeitslosen im September. Die BA legt die aktuelle Statistik am Freitag vor.
Die Einschätzung der rund 2.000 vom GfK Befragten zur konjunkturellen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten deckt sich mit den zurückhaltenden Erwartungen von Ökonomen und Wirtschaftsforschungsinstituten. So wird in der Gemeinschaftsdiagnose der fünf führenden Institute für das laufende Jahr ein BIP-Rückgang von 0,1% prognostiziert. Nach dem starken Jahresauftakt schrumpfte die deutsche Wirtschaft im Frühjahr um 0,1% und die Anzeichen verdichten sich, dass es auch im Herbstquartal abwärts geht.
Dies signalisiert auch das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), das im September zwar um knapp 2 auf 85,3 Punkte zugelegt hat. Der Barometerwert liegt damit aber immer noch weit von der neutralen 100-Punkte-Marke entfernt, die ein durchschnittliches Wachstum anzeigt. „Somit ist für das laufende Quartal nicht mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung in Deutschland zu rechnen“, kommentierte das DIW. Die hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit dämpfe aktuell die Binnennachfrage, während die lahmende weltwirtschaftliche Industriekonjunktur eine schwache Auslandsnachfrage nach deutschen Exportgütern nach sich ziehe. Zudem werde die Konjunktur trotz der eingeleiteten von der restriktiven Geldpolitik gehemmt.