Verfrühte Hoffnung auf Umschwung in China

Einkaufsmanagerdaten bringen leichten Dämpfer

Verfrühte Hoffnung auf Umschwung in China

nh Schanghai – Neue Einkaufsmanagerdaten aus China vom Dienstag nähren Zweifel an einem raschen Überwinden der Wachstumsschwäche des Industriesektors im Reich der Mitte. Laut einer privaten Erhebung zeichnet sich eine wieder nachlassende Dynamik im verarbeitenden Gewerbe ab. Der Caixin Manufacturing Purchasing Manager Index (PMI) für April rutscht entgegen den Erwartungen von 49,7 auf 49,4 Punkte ab und liegt nun etwas deutlicher unter der sogenannten Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Werte unterhalb der Demarkationslinie sprechen für verschlechterte Bedingungen im Sektor beziehungsweise eine Schrumpfung des Industrieoutputs im Vergleich zum Vormonat.Bei den Analysten hatte man mit einer leichten Kräftigung des Caixin PMI gerechnet, nachdem der Index im März von nur 48 Punkten kommend sehr deutlich gesprungen war. Auch der bereits am Sonntag vom chinesischen Statistikbüro und der Einkaufsmanagervereinigung verbreitete offizielle PMI für Chinas Industrie bringt im April einen winzigen Rückschritt von 50,2 auf 50,1 Punkte, liegt damit aber noch über der Wachstumsschwelle. Der offizielle Index bildet eher die Entwicklung Chinas meist staatsdominierter Großunternehmen ab, während das Caixin-Barometer stärker auf kleinere und mittlere Firmen abhebt. Warnende StimmenNachdem Chinas Wirtschaftsdaten für März eine positive Überraschung insbesondere mit Blick auf einen deutlichen Anstieg beim Wachstum der Industrieproduktion gebracht hatten, überwiegen nun eher die warnenden Stimmen. Bei der Commerzbank etwa geht man davon aus, dass die Begeisterung über Chinas Konjunkturerholung etwas übertrieben war und die konjunkturelle Verbesserung im März sich als kurzlebig erweisen könnte.Der China-Ökonom der Nord/LB, Frederik Kunze, spricht von einem durchwachsenen Bild der aktuellen Konjunkturlage, zumal auch der PMI für den Dienstleistungssektor weiter nach oben zeigt. Seiner Einschätzung nach sitzt Peking in der Frage weiterer Stimulierungsmaßnahmen “zwischen den Stühlen”. Auf der einen Seite gilt es einen zu drastischen Rückgang der Dynamik zu vermeiden, andererseits aber ist der Weg über fiskalische Impulse und weiter anziehende Verschuldungsquoten nicht gangbar, meint Kunze. Auch stellt sich die Frage, inwiefern staatliche Impulse bei den kleineren und mittleren Betrieben überhaupt ankommen. ZEW-Barometer sinktBei Führungskräften deutscher Unternehmen in China werden die weiteren Konjunkturperspektiven im Reich der Mitte etwas skeptischer eingeschätzt, geht aus einer quartalsweisen Erhebung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sowie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor. Die Wahrscheinlichkeit einer konjunkturellen Abkühlung in den kommenden zwölf Monaten wird mit 37 % nach zuvor 35 % der Stimmen etwas höher eingeschätzt. Eine Verbesserung der Konjunkturdynamik halten jetzt nur noch 21 % statt 23 % der Befragten für wahrscheinlich, heißt es im ZEW-PwC-Wirtschaftsbarometer China. Investitionsklima weiter gutFür die Absatzmöglichkeiten deutscher Unternehmen auf dem chinesischen Markt bleiben die deutschen Führungskräfte aber verhalten optimistisch und rechnen mit einem moderaten Zuwachs im Laufe des nächsten Halbjahres. Auch wird das Investitionsklima seitens der deutschen China-Manager vor Ort in zahlreichen Branchen nach wie vor als gut eingeschätzt. Zu einem ähnlichen Fazit kommt die Deutsche Handelskammer in China nach der jüngsten Mitgliederbefragung im Rahmen des aktuellen World Business Outlook der Außenhandelskammern (AHK). So bewerten deutsche Unternehmen die eigene Geschäftslage tendenziell besser als die allgemeine Konjunkturentwicklung in China.