Verhandlungen mit Hellas starten

Athen strebt "praktikable Vereinbarung" an - Tsipras dämpft Hoffnung auf schnelle Lösung

Verhandlungen mit Hellas starten

Nach allerlei Irritationen in den vergangenen Tagen hat die griechische Regierung gestern die Bereitschaft angedeutet, mit den Euro-Partnern einen Kompromiss suchen zu wollen.fed/Reuters Brüssel/Athen – Die griechische Regierung sieht das für heute geplante Treffen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem mit Premierminister Alexis Tsipras und Finanzminister Giannis Varoufakis als Ausgangspunkt der Verhandlungen über die finanzielle Zukunft Griechenlands in der Eurozone. “Mit diesem Besuch werden die Verhandlungen mit unseren Partnern starten, die zu einer praktikablen und umfassenden Vereinbarung über den Wiederaufbau unserer sozialen Marktwirtschaft führen werden”, erklärte das Finanzministerium in Athen. Varoufakis reist Anfang kommender Woche zu Gesprächen mit seinen Kollegen nach Paris und Rom, um dort für Verhandlungen mit den Gläubigern zu werben.Gestern waren erstmals seit dem Regierungswechsel sanftere Töne aus Athen zu vernehmen. Die Regierung war bemüht, bei den europäischen Partnern Sorgen vor einem radikalen Kurswechsel bei der Haushaltssanierung und gegenüber Russland zu zerstreuen. Dabei wurden auch einige Ankündigungen der vergangenen Tage, etwa das Ende der Privatisierungen, relativiert.EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sagte nach einem Gespräch mit Tsipras, die Regierung denke in der Schuldenfrage nicht an einen Alleingang, sondern sei an einer ernsthaften Diskussion interessiert. Das sei eine “sehr, sehr gute Nachricht”, unterstrich der erste hochrangige Europapolitiker, der die neue Regierung besucht hat. Schulz machte gleichzeitig keinen Hehl aus Meinungsverschiedenheiten. Das Gespräch habe viel Kraft gekostet, sagte der Sozialdemokrat. Tsipras erklärte, Griechenland strebe eine Lösung an, die für beide Seiten von Vorteil sei. Es werde aber dauern, bis eine substanzielle Lösung erreicht werden könne, unterstrich der Chef des Linksbündnisses und dämpfte damit Hoffnungen auf eine zügige Lösung.Am Vorabend seiner Abreise nach Athen zeigte Eurogruppen-Chef Dijsselbloem den Griechen bereits Grenzen auf. Die Wahlversprechen der neuen Regierung seien nicht finanzierbar. Zwar sei es noch zu früh, um zu sagen, was die Regierung tatsächlich unternehmen werde, sagte Dijsselbloem in Amsterdam. Allerdings warnte er: “Wenn man alle Versprechen addiert, würde der griechische Haushalt sehr schnell entgleisen.” Sollte eine Erhöhung der Staatsausgaben den Haushaltsüberschuss wieder in ein Defizit verwandeln, würde auch ein Schuldenschnitt nicht helfen. Am wichtigsten sei jetzt, “sich einfach an die Abmachungen zu halten, die wir miteinander getroffen haben”.—– Bericht Seite 18