Verunsicherung ergreift Verbraucher

GfK-Konsumklima kühlt unerwartet ab - Konjunkturzuversicht zerstört - DIW schließt Rezession nicht aus

Verunsicherung ergreift Verbraucher

Die Verunsicherung durch die geopolitischen Krisen, die in Teilen bereits die deutsche Konjunktur belastet, hat nunmehr auch die deutschen Verbraucher erreicht. Ihr bisheriger Optimismus, der ein stärkeres Abbremsen des Aufschwungs in der größten Volkswirtschaft der Eurozone bislang verhinderte, schwächte sich im August ab. Das DIW in Berlin warnt vor einer Rezession.ks Frankfurt – Das Konsumklima in Deutschland hat einen unerwarteten Dämpfer hinnehmen müssen. Für September prognostiziert das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK für seinen Index des Verbrauchervertrauens nur mehr einen Wert von saisonbereinigt 8,6 Punkten, nach leicht nach unten revidierten 8,9 Zählern im August. Bankenvolkswirte hatten dagegen mit einem unveränderten GfK-Konsumklimaindex gerechnet.Während die Erwartungen der Konsumenten an die Entwicklung ihrer Einkommen und ihre Anschaffungsneigung etwas nachgegeben haben, sind ihre Einschätzungen zum künftigen Konjunkturverlauf “angesichts der verschärften internationalen Lage regelrecht eingebrochen”, wie die GfK mitteilte. Der entsprechende Subindex zeigte den größten monatlichen Absturz seit 1980. Er fiel um 35,5 auf 10,4 Zähler.”Die Verbraucher beziehen die verschärfte geopolitische Lage zunehmend stärker in ihre Beurteilung ein, wie sich die deutsche Konjunktur in den nächsten Monaten entwickeln wird”, sagte dazu GfK-Experte Rolf Bürkl. Mit diesem stärksten Einbruch innerhalb eines Monats seit Beginn der Erhebung habe der Indikator der Konjunkturerwartung seine Gewinne aus dem vergangenen Jahr fast komplett eingebüßt. Im August 2013 habe sein Wert 1,8 Punkte betragen.Die Verbraucher gehen Bürkl zufolge davon aus, dass die Konjunktur mindestens einen Gang zurückschalten dürfte. Da sich bislang für keinen der Krisenherde eine nachhaltige Lösung abzeichne, steige bei den Bundesbürgern die Verunsicherung über mögliche Folgen für die deutsche Wirtschaft. “Vor allem die Sanktionen gegenüber Russland, die die Ausfuhren bereits spürbar beeinträchtigen, könnten zu einer reellen Gefahr für die deutsche Konjunktur werden”, befürchtet der Marktforscher. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die ersten, vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal, die darauf hindeuteten, dass vor allem schwächelnde Exporte und Investitionen Ursache dafür seien, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal um saisonbereinigt 0,2 % zurückgegangen sei.Im Sog der stark eingetrübten Konjunkturerwartung der deutschen Verbraucher mussten die Einkommensaussichten zwar auch Einbußen hinnehmen. Sie konnten “ihr hohes Niveau jedoch weitgehend behaupten”, wie Bürkl in seiner Analyse der repräsentativen GfK-Umfrage unter rund 2 000 Konsumenten herausstreicht. Der Index der Einkommenserwartungen blieb mit einem “moderaten Minus” von 4,6 auf 50,1 Zähler nur wenig unter seinem Rekordhoch, das er im Juli erreicht hatte.Trotz der eingetrübten Konjunkturaussichten, aber wohl gestützt durch die immer noch sehr zuversichtlichen Einkommensprojektionen und günstige Perspektiven am Arbeitsmarkt zeigte sich die Anschaffungsneigung der deutschen Konsumenten auch im August “sehr robust”, wie die GfK betonte. Der Indikator büßte binnen Monatsfrist lediglich 1,7 Punkte auf noch immer sehr gute 49,3 Zähler ein. Abhängig von KrisenlösungDer Gegenwind für die deutsche Konjunktur wird nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vorerst rauer. Nach dem Rücksetzer im zweiten Quartal blieben auch die Aussichten für das aktuelle Vierteljahr gedämpft, hieß es zum aktuellen DIW-Konjunkturbarometer, das auf eine “stagnierende Produktion” hindeute. Die Gefahr einer Rezession sei “durchaus ernst zu nehmen”, kommentierte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner.”Offenbar kommen derzeit zu viele Belastungsfaktoren zusammen: Die Weltkonjunktur verliert an Fahrt, die Entwicklung ist in vielen Ländern fragil, darunter in Italien und Frankreich”, so Fichtner. Hinzu komme, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und die geopolitischen Krisenherde im Nahen Osten die Investitionen wohl zusätzlich empfindlich dämpfen dürften. Auf der anderen Seite schiebe der robuste Arbeitsmarkt bei weiter kräftig steigenden Löhnen den privaten Verbrauch an. Sofern die geopolitischen Krisen besonnen angegangen werden, schlage die deutsche Wirtschaft im späteren Verlauf wieder einen moderaten Aufwärtskurs ein.—– Wertberichtigt Seite 8