Vierte Coronawelle hat Deutschland fest im Griff
BZ Frankfurt
Die vierte Coronawelle hat Deutschland fest im Griff. Wegen der zuletzt rekordhohen 7-Tage-Inzidenz, des Höchststands bei den Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden und der angespannten Lage auf vielen Intensivstationen rücken zusätzliche Alltagsbeschränkungen in den Blick. Am kommenden Donnerstag wollen Bund und Länder über das Vorgehen nach dem Ende der pandemischen Lage reden, die am 25. November planmäßig endet.
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte vor den Bund-Länder-Beratungen ein schnelles Gegensteuern. Ab Samstag soll es wieder kostenlose Bürgertests geben. „Wir müssen alles tun, um diese Dynamik zu brechen“, sagte er am Freitag. „Sonst wird es für das ganze Land ein bitterer Dezember.“ Die Ampel-Parteien wollen verhindern, dass es wieder Lockdowns, flächendeckende Schulschließungen und Ausgangssperren geben kann. Die FDP argumentierte, solche Maßnahmen hätten vor Gericht keinen Bestand mehr.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) rief alle Bürger zu weniger Kontakten auf und rät auch zu Einschränkungen besonders bei Großveranstaltungen. RKI-Präsident Lothar Wieler warnte: „Es ist fünf nach zwölf.“ Von den mehr als 50000 Neuinfektionen am Donnerstag mussten im Verlauf 3000 im Krankenhaus behandelt werden, so Wieler. In vielen Landkreisen gebe es so viele Neuinfektionen, dass Kliniken und Intensivstationen an der Kapazitätsgrenze seien. Um den zuletzt schleichenden Impffortschritt und die Booster-Impfungen anzukurbeln, sollen Ärzte künftig pro Impfung mehr Geld erhalten. Spahn verwies aber darauf, dass es in den vergangenen Tagen schon deutlich mehr Impfungen gegeben habe. Eine generelle Impfpflicht schließt er nach wie vor aus.
Auch in anderen europäischen Ländern steigen die Infektionszahlen. Ab Sonntag stuft die Bundesregierung daher große Teile von Österreich, Tschechien und Ungarn als Corona-Hochrisikogebiete ein. In Österreich soll im Kampf gegen die Corona-Pandemie in wenigen Tagen ein Lockdown für Ungeimpfte starten. Wie Kanzler Alexander Schallenberg am Freitag in Innsbruck ankündigte, sollen die entsprechenden Entscheidungen am Sonntag gefällt werden. Angesichts der steil ansteigenden Infektionszahlen sei es nicht mehr vernünftig, noch abzuwarten. „Wir müssen die Schrauben nochmal enger ziehen“, sagte Schallenberg.