Virus lässt US-Wirtschaft einbrechen

BIP schrumpft im ersten Quartal um 5 Prozent - Weiter über 2 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosengeld

Virus lässt US-Wirtschaft einbrechen

Die Coronavirus-Pandemie richtet weiterhin Unheil in der US-Wirtschaft an. In fast allen Branchen ist die Produktion rückläufig. Die Entlassungswelle dauert an, und der einzige Lichtblick könnte darin zu sehen sein, dass der Arbeitsmarkt seinen Tiefpunkt womöglich überwunden haben könnte.det Washington – Das Coronavirus hält die weltgrößte Volkswirtschaft weiter im Würgegriff. Nach Angaben des Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums brach die aufs Jahr hochgerechnete Wirtschaftsleistung der USA im ersten Quartal um 5,0 % ein. Zuvor hatte das BEA ein Minus von 4,8 % geschätzt. Grund für die Revision war ein stärker als zunächst angenommen ausgefallener Rückgang der Lagerinvestitionen, der nur zum Teil von Privatkonsum und Anlageinvestitionen außerhalb des Immobiliensektors ausgeglichen wurde.Auffallend schwach fiel erneut die Investitionstätigkeit aus. Der Außenhandel schlug sogar positiv zu Buche, da die Einfuhren fast doppelt so stark einbrachen wie die Exporte. Auch verhinderten Staatsausgaben, größtenteils als Folge der Stimuluspakete, dass die Wachstumsrate noch negativer ausfiel. Dabei erscheint unvermeidlich, dass die Pandemie erst im zweiten Quartal ihre volle Wirkung entfalten wird. So rechnet die unabhängige Haushaltsbehörde Congressional Budget Office (CBO) damit, dass von April bis Juni die annualisierte Wirtschaftsleistung um fast 40 % schrumpfen könnte.Ermutigend für die Fed ist die Tatsache, dass Inflation ihrer weiterhin ultralockeren Geldpolitik nicht im Wege stehen wird. Der PCE-Preisindex, der bevorzugte Inflationsindikator der Währungshüter, stieg von Januar bis März um nur 1,3 %. An der Kernrate gemessen, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, kletterte der Index um 1,6 %.Bestenfalls verhaltenen Optimismus lässt die Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aufkommen. Diese lagen vergangene Woche bei 2,12 Millionen und haben seit dem Ausbruch der Pandemie in den USA mittlerweile 40 Millionen überschritten. Positiv heben einige Experten lediglich hervor, dass die Zahl, die letzte Woche um 323 000 nachgab, tendenziell rückläufig ist. “Massenentlassungen dauern zwar an, doch die Erstanträge könnten ein Zeichen dafür sein, dass der Arbeitsmarkt vor einem Wendepunkt steht”, meint Gus Faucher, Chefökonom bei der PNC Bank.Die verheerenden Folgen der Pandemie für das verarbeitende Gewerbe illustriert der erneute Auftragsschwund bei langlebigen Gütern. Laut Handelsministerium brachen die Bestellungen im April um 17,2 % ein. Im März war ein Minus von 16,6 % gemessen worden. Ohne Transportgüter, bei denen fast die Hälfte der Neuaufträge wegbrachen, betrug der Rückgang 7,4 %. Fed zeichnet düsteres BildDass in absehbarer Zeit kaum Hoffnung auf konjunkturelle Besserung in Sicht ist, das illustrieren nicht nur die pessimistischen Prognosen des CBO. Auch unterstrich der sogenannte Beige-Book-Bericht der Fed, der bis Mitte Mai die Konjunkturentwicklung in den einzelnen Regionen analysiert, die insgesamt düsteren Aussichten. Demnach ist die Wirtschaftstätigkeit in allen zwölf Bezirken, in denen die Notenbank einen Ableger hat, deutlich zurückgegangen.Laut Beige Book traf die Pandemie das Gastgewerbe, die Freizeitindustrie und den Tourismus besonders hart. Leidtragender war ferner das produzierende Gewerbe, neben der Autoindustrie auch die Luftfahrt, die Bauwirtschaft und der Energiesektor. Zudem werden auftauchende Probleme am Häusermarkt erwähnt, wo laut National Association of Realtors (NAR) im April schwebende Eigenheimverkäufe um 21,8 % einbrachen. Obwohl die Konjunkturpakete viele Stellen retten konnten, zeichnet der Bericht auch ein insgesamt pessimistisches Bild vom Arbeitsmarkt.Trotz der ernüchternden Zahlen sehen einige Experten Gründe, die weiteren Aussichten positiver einzuschätzen. Brian Moynihan, Vorstandschef der Bank of America, meint, dass “wir den wirtschaftlichen Tiefpunkt vom April offenbar überwunden haben, und das ist ermutigend”. Grund hierfür sei insbesondere die Konjunktur belebende Wirkung der Stimulusgesetze.