Virus trifft US-Wirtschaft hart

Anträge auf Arbeitslosengeld wieder über 6 Millionen - Fed antwortet mit weiteren Anleihenkäufen

Virus trifft US-Wirtschaft hart

Die Coronavirus-Pandemie richtet weiteren Schaden an der US-Wirtschaft an. Erstanträge auf Arbeitslosengeld verharren auf einem Rekordstand, und Verbraucher sind so pessimistisch wie nie zuvor. Die Notenbank will nun über Anleihenkäufe weitere 2,3 Bill. Dollar in die Wirtschaft pumpen. det Washington – Die Coronavirus-Pandemie hinterlässt am US-Arbeitsmarkt Spuren der Verwüstung. So reichten vergangene Woche 6,6 Millionen Personen im erwerbsfähigen Alter Erstanträge auf Arbeitslosengeld ein. Zwar handelt es sich um einen leichten Rückgang gegenüber dem Rekordstand, der zuvor erreicht worden war. Gleichwohl stellen die mehr als 16 Millionen Anträge der vergangenen drei Wochen sämtliche Zahlen, die während früherer Krisen gemessen worden waren, in den Schatten.Gemessen an den 155,8 Millionen Amerikanern, die im März beschäftigt waren, stellt dies einen Rückgang um mehr als 10 % dar. Gleichwohl weisen Ökonomen darauf hin, dass die Zahl durch das knapp 2,2 Bill. Dollar teure Konjunkturpaket, welches der Kongress verabschiedet hatte, aufgebläht wurde. Erstmals durften nämlich auch selbständige Gewerbetreibende sowie Personen, die Gelegenheitsarbeit nachgehen, Arbeitslosenhilfe beantragen. Laut Arbeitsministerium gaben die Erstanträge um 261 000 nach. Relativiert wird dies allerdings dadurch, dass die Statistik für die vorangegangene Woche zuvor um 219 000 nach oben korrigiert worden war. Der aussagekräftigere Vierwochenschnitt kletterte um fast 1,6 Millionen auf 4,26 Millionen. Die Zahlen unterstreichen zugleich, dass der Arbeitsmarktbericht für März das Ausmaß der Krise nicht annähernd widerspiegelt. So kam es laut Arbeitsministerium vergangenen Monat zu netto 701 000 Stellenstreichungen, und die Erwerbslosenquote schoss von 3,5 auf 4,4 % hoch. Der Bericht beruht allerdings auf Erhebungen, die in der zweiten Märzwoche durchgeführt worden waren, und die Pandemie begann erst danach in vollem Umfang in der Wirtschaft zu Buche zu schlagen. Fed stellt 2,3 Bill. Dollar bereitDie US-Notenbank hat auf die Zuspitzungen mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik reagiert. Bestehende Anleihenkaufprogramme sollen um 2,3 Bill. Dollar erweitert werden, um vor allem die Liquidität von Klein- und Mittelbetrieben sicherzustellen, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell. So werden die Währungshüter unter der sogenannten Term Asset-Backed Securities Loan Facility (TALF) auch hypothekenbesicherte Anleihen erwerben, die man bisher als zu riskant eingestuft hatte.Diese Wertpapiere hatte die Notenbank selbst während der globalen Finanzkrise vor zwölf Jahren gemieden, hält nun aber weitere Schritte zur Stützung des Finanzsystems für unverzichtbar. Auch werde man über Privatbanken für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 2,5 Mrd. Dollar Darlehen anbieten, bei denen die Tilgung für bis zu vier Jahre ausgesetzt werden kann. Powell betonte zwar, dass die Bewältigung der Gesundheitskrise die vorrangige Priorität der Politik sein müsse. Gleichwohl könne die Fed zur Krisenbekämpfung beitragen, indem sie “während dieser Phase eingeschränkter Wirtschaftstätigkeit für so viel Entspannung und Stabilität wie möglich sorgt”, betonte Powell.Für einen weiteren Schock sorgte neben den Erstanträgen auf Arbeitslosengeld der wachsende Pessimismus unter US-Konsumenten, deren Ausgaben mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen. So purzelte der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan laut erster Schätzung für April um 20,3 % zum März auf 71,0 Punkte. Ein so tiefer Sturz war noch nie zuvor gemessen worden, stellte der für die Befragung zuständige Ökonom Richard Curtin fest. Wie negativ Verbraucher die Konjunktur bewerten, ging aus dem Absturz der Gegenwartskomponente um 31,3 Punkte hervor, fast doppelt so viel wie der bisher tiefste Einbruch. Dabei wäre laut Curtin “der freie Fall noch schlimmer gewesen und wurde durch die Erwartung gebremst, dass die Zahl der Erkrankungen bald ihren Höhepunkt erreichen und die Wirtschaft wird beginnen können sich zu erholen”. Die saisonbereinigten US-Erzeugerpreise gaben im März laut Arbeitsministerium um 0,2 % nach. Im Februar war ein Minus von 0,6 % gemessen worden.