Wackelige Zeiten an der chinesischen Werkbank

Industrie unter Druck - Einzelhandel bringt Impulse

Wackelige Zeiten an der chinesischen Werkbank

nh Schanghai – Chinas Wirtschaft steht unter weiterem Abkühlungsverdacht. Die Leistungsdaten für Oktober bringen einen erneut schwachen Zuwachs der Industrieproduktion und schleppende Anlageinvestitionen. In Verbindung mit einem stark gedrückten Außenhandel und sinkender Verbraucherpreisteuerung gibt es noch keine Anzeichen für eine im Schlussquartal erhoffte Stabilisierung. Allerdings setzt ein robusteres Einzelhandelswachstum positive Akzente und gibt einen Fingerzeig für eine schleichende Verlagerung der Wachstumskräfte von den Investitionen hin zum Konsum.Die am Mittwoch vom Statistikbüro verbreiteten Konjunkturdaten bringen vor allem auf Ebene der Industrieproduktion eine Enttäuschung. So ist der Output im verarbeitenden Gewerbe im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 5,6 nach 5,7 % im September vorangekommen und liegt damit auf einem Siebenmonatstief. Bei den Analysten war mit einem Anstieg der Industrieproduktion um 5,8 % gerechnet worden.Ebenfalls ernüchternd ist der anhaltende Dynamikverlust bei den Anlageinvestitionen. Nach zehn Monaten sind sie noch um 10,2 % gegenüber der Vorjahresperiode gewachsen und weisen damit das niedrigste Tempo seit der Jahrtausendwende aus. Trotz einer Erholung der Immobilienpreise in den chinesischen Großmetropolen und wieder etwas anziehender Wohnungskäufe erweisen sich die Investitionen im Sektor mit einem Plus von nur noch 2 % nach 2,6 % im Zeitraum bis September für chinesische Verhältnisse als äußerst schleppend. Damit dürfte das chinesische Wirtschaftswachstum im Oktober weiter abgekühlt sein, denn eine weitere Belebung an der Konsumfront kann die Delle bei Produktion und Investitionen nicht ausgleichen. Immerhin aber wurde im Oktober mit 11 % die höchste Anstiegsrate für die chinesischen Einzelhandelsumsätze in diesem Jahr gemessen, und auch die Analystenerwartungen wurden übertroffen. Man war nämlich von einem zu September unveränderten Wachstum um 10,9 % ausgegangen. Autoabsatz schnellt hochFür Aufatmen sorgten am Mittwoch die neuen Absatzzahlen des chinesischen Automobilherstellerverbandes CAAM. Den teilweise rückläufigen Autoverkäufen während der Sommerperiode, die vor allem auch bei deutschen Autobauern für lange Gesichter gesorgt hatten, steht nun ein flotter Zuwachs der Pkw-Verkäufe gegenüber Vorjahresmonat von 13 % auf 1,94 Millionen Neuwagen gegenüber. Ursächlich für den Schub sind in erster Linie neu in Kraft getretene Steuererleichterungen beim Kauf von Kleinwagen.Die Maßnahme im Automobilsektor ist ein Fingerzeig dafür, dass die chinesische Regierung stärker mit Steuererleichterungen und fiskalischen Impulsen auf die Wachstumsschwäche einzuwirken gedenkt. Zur Wochenmitte bekräftigte auch Chinas Premierminister Li Keqiang, dass die Regierung fiskalpolitische Spielräume stärker auszunutzen gedenkt, um die Unternehmenswirtschaft zu entlasten. Gleichzeitig deutete Li verstärkte Investitionen zur Infrastrukturaufrüstung in Zentral- und Westchina an, wobei auch verstärkt private Unternehmen über Formen der sogenannten Public Private Partnership (PPP) eingebunden werden sollen.