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Wall-Street-Banker führen Trumps Wirtschaftsteam

Von Peter De Thier, Washington Börsen-Zeitung, 1.12.2016 Während des Wahlkampfs gelobte Donald Trump, "den Sumpf auszutrocknen": In seinem Kabinett würden weder politisch Etablierte noch einflussreiche Wall-Street-Finanziers an den Schalthebeln der...

Wall-Street-Banker führen Trumps Wirtschaftsteam

Von Peter De Thier, WashingtonWährend des Wahlkampfs gelobte Donald Trump, “den Sumpf auszutrocknen”: In seinem Kabinett würden weder politisch Etablierte noch einflussreiche Wall-Street-Finanziers an den Schalthebeln der Macht sitzen. Mit der Berufung der beiden Multimillionäre Steve Mnuchin und Wilbur Ross an die Spitze des Finanz- und Handelsministeriums haben sich diese Versprechen aber als leere Worthülsen entpuppt. Der 53-jährige Mnuchin wird damit befasst sein, eine umfassende Steuerreform durch den Kongress zu peitschen und die Finanzmarktaufsicht zu lockern. Ross (79), der es als Investmentbanker auf ein geschätztes Vermögen von 2,9 Mrd. Dollar brachte, soll das Handelsministerium aufwerten. Insbesondere will Ross, der “einen radikal neuen Ansatz in der Politik” fordert, an der Nachverhandlung der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta mitwirken.Obwohl er über keine politische Erfahrung verfügt, hat sich Mnuchin durchgesetzt, der an der Wall Street ebenso wie in Hollywood Karriere gemacht hat. Seine ersten 40 Mill. Dollar verdiente Mnuchin bei dem legendären Wertpapierhaus Goldman Sachs. Dann wechselte er für kurze Zeit zu dem Einzelhandelsriesen Sears, wo sein Studienfreund Edward Lampert CEO war. Nach einer Zwischenstation unter dem Investor George Soros sattelte Mnuchin ein weiteres Mal um und gründete die Entertainmentfirma Ratpac-Dune Entertainment, die an der Produktion mehrerer Hollywood-Kassenschlager beteiligt war. Trotz seiner Schwäche für die Traumfabrik blieb Trumps künftiger Kassenwart immer der Finanzwelt verbunden. Mit seinem Hedgefonds Dune Capital Management geriet Mnuchin während der Finanzkrise in die Schlagzeilen. Seine Firma hatte 2009 zusammen mit George Soros, John Paulson und anderen den Hypothekenfinanzierer Indymac gekauft und diesen in Onewest umbenannt. Die Bank wurde von zahlreichen Eigenheimbesitzern wegen angeblich illegaler Zwangsvollstreckungen verklagt. Den Zuschlag als Finanzminister bekam Mnuchin nicht zuletzt wegen seines Erfolgs beim eifrigen Sammeln von Spenden für Trump, der entgegen seinen ursprünglichen Beteuerungen den Wahlkampf doch nicht aus eigener Kasse finanzieren wollte. Seine Prioritäten als Nachfolger von Jack Lew artikulierte Mnuchin bereits am Tag seiner Ernennung. Er will den Körperschaftsteuersatz von 35 auf 15 % senken, womit “hochwertige und gut bezahlte Jobs nach Amerika zurückkommen werden”. Auch plant Mnuchin, das Einkommensteuersystem zu vereinfachen, indem es auf drei Steuerklassen reduziert werden soll. Mittlere Einkommen sollen entlastet werden. Interessenkonflikte könnte der Wall-Street-Mann haben, wenn es darum geht, Auflagen des Dodd-Frank-Gesetzes zu lockern und Geschäfts- sowie Investmentbanken von den Fesseln staatlicher Aufsicht zu befreien.Wie auch der künftige Treasury-Chef Mnuchin hat sich der nächste Handelsminister Ross als eifriger Kunstsammler ausgezeichnet. Ferner verbindet die beiden eine Vergangenheit als Spender für liberale Demokraten, denen nun beide den Rücken gekehrt haben. Ross’ Loyalität gegenüber Trump wurzelt in dessen erster Pleite in den späten achtziger Jahren. Als Leiter der Konkursabteilung bei der New Yorker Niederlassung von Rothschild & Co. half Ross dem Immobilienunternehmer, drei vor der Zwangsvollstreckung stehende Kasinos zu behalten. “America First”Mit seinem Equity-Fonds WL Ross and Co. übernahm der Milliardär angeschlagene Stahl- und Textilunternehmen sowie Hersteller von Autoteilen. Durch Fusionen und Umstrukturierungen, die nicht selten zu Massenentlassungen führten, wandelte er viele davon in profitable Konzerne um. Unter Ross soll das Handelsressort enger mit dem Finanzministerium zusammenarbeiten und eine führende Rolle beim Abschließen neuer Abkommen spielen, die weniger auf Multilateralismus und Liberalisierung abzielen. Im Mittelpunkt hat künftig vielmehr das Postulat “America First” zu stehen.