Warnstreiks verschärfen Probleme in deutschen Häfen
Reuters Hamburg
Inmitten der Staus und Verzögerungen im Containerverkehr droht den deutschen Seehäfen eine Verschärfung des Tarifkonflikts. Die Gewerkschaft Verdi hat für Donnerstag mehrere tausend Beschäftigte in Hamburg und anderen Häfen zu mehrstündigen Warnstreiks aufgerufen. Betroffen sei die Spätschicht. Mit ihren Aktionen will die Gewerkschaft in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
Verdi fordert für die rund 12000 Hafenarbeiter in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Niedersachsen, Bremen und Hamburg eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen „tatsächlichen Inflationsausgleich“. Außerdem will sie eine Aufstockung der jährlichen Zulage für Containerbetriebe um 1200 Euro durchsetzen. Ein neuer Tarifvertrag soll nach dem Willen der Gewerkschaft eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Die Verhandlungen mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) sollen am Freitag fortgesetzt werden. Verdi bezeichnete das vorgelegte Angebot als völlig unzureichend. Der ZDS nannte die Warnstreiks wegen der Probleme in den Lieferketten unverhältnismäßig.
Ein Arbeitskampf könnte nach Ansicht von Experten dazu führen, dass sich die Staus vor den Häfen verlängern. Allein in der Deutschen Bucht warten etwa ein Dutzend große Containerschiffe auf das Anlaufen in Hamburg und Bremerhaven. Die Terminals können den Andrang seit Wochen kaum bewältigen, weil Importcontainer nicht abgeholt werden und Stellplätze daher knapp sind. Außerdem ist der Bahnverkehr gestört. Die Reedereien können seit geraumer Zeit ihre Fahrpläne wegen der Verwerfungen im Schiffsverkehr nicht einhalten. Branchenexperten rechnen damit, dass sich die Situation an der Nordseeküste noch verschärfen dürfte, da nach dem Ende der Lockdowns in China viele Schiffe auf dem Weg nach Europa sind.