Milliardenschwere Wasserstoff-Förderung

Habeck: „Und jetzt wird gebaggert und gebuddelt“

Der Aufbau der deutschen Wasserstoffinfrastruktur erhält einen weiteren finanziellen Anschub: Bund und Länder verteilen Fördergelder von insgesamt 4,6 Mrd. Euro an 23 Unternehmen.

Habeck: „Und jetzt wird gebaggert und gebuddelt“

Habeck: „Und jetzt wird gebaggert und gebuddelt“

Der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur erhält einen weiteren Anschub: Bund und Länder verteilen 4,6 Mrd. Euro

ahe Berlin

Mit einer Förderung von 4,6 Mrd. wollen Bund und Länder die Wasserstoff- infrastruktur entscheidend voranbringen.

Von Andreas Heitker, Berlin

In Brüssel will Gutding nicht selten Weile haben. Im Falle von „Hy2Infra“, ein Programm zum Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur in der EU, hat es vier Jahre gedauert, bis die beteiligten deutschen Unternehmen am Montag im Bundeswirtschaftsministerium ihre Förderchecks in Empfang nehmen konnten. Jetzt aber herrscht Aufbruchstimmung unter den Vertretern der ausgesuchten 23 Projekte. Dass auch das üppige öffentliche Füllhorn, das hier ausgeschüttet wird, zur guten Laune beiträgt, ist unbenommen: Investitionen von 3,3 Mrd. Euro entlang der gesamten Wertschöpfungskette haben die Unternehmen versprochen. 4,6 Mrd. Euro an Fördergeldern kommen nun insgesamt dazu: 70% davon vom Bund, 30% von den Bundesländern.

„Hy2Infra“ läuft in Brüssel unter dem Stichwort „Wichtige Projekte von allgemeinem europäischen Interesse“, kurz IPCEI. Insgesamt wird in der EU der Bau neuer Wasserstoff-Pipelines mit einer Länge von bis zu 2.700 Kilometern unter diesem Programm gefördert – 2.000 davon entfallen allein auf das Drehkreuz Deutschland. Hinzu kommt im deutschen Teil der Förderung die Produktion von grünem Wasserstoff durch Elektrolyseure mit einer Erzeugungskapazität von 1,4 Gigawatt (GW) und von Speichern von bis zu 370 GWh. Minister Robert Habeck sieht daher „einen bedeutenden Tag für die deutsche Wasserstoff-Wirtschaft“.

Üppige Förderung soll das „Henne-Ei-Problem“ beim Wasserstoff lösen

Der Grünen-Politiker verteidigt die „voluminöse“ Förderung mit dem Hinweis auf ihre strategische Bedeutung: Es müsse das „Henne-Ei-Problem“ in der Branche gelöst werden, sagt Habeck. Die Förderung des Bundes kommt hauptsächlich aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF). Ein Teil wird auch über den deutschen Aufbau- und Resilienzplan finanziert, der sich aus dem Corona-Wiederaufbaufonds der EU speist. Der Minister hofft, dass der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur eine „Auftragswelle für die deutsche Industrie“ nach sich zieht.

Habeck hat eine klare Botschaft an die Unternehmensvertreter, die am Montag mit ihren überdimensionierten Förderchecks auf der Aulabühne seines Ministeriums stehen: „Und jetzt wird gebaggert und gebuddelt.“ Umsetzen sollen dieses Baggern und Buddeln vor allem Energiekonzerne, die schon in der alten Erdgas-Welt zu Hause waren: Allein RWE hat Förderzusagen von 619 Mill. Euro erhalten. Der Essener Versorger baut etwa auf seinem früheren Kraftwerks-Großstandort Lingen im Emsland einen 300 Megawatt-Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Weitere Teilnehmer am „Hy2Infra“-Programm: der ostdeutsche Gasversorger VNG, die Pipeline-Betreiber Ontras und Open Grid Europe, Thyssengas, die deutsche Gasunie-Tochter oder auch EWE.

Wirtschaftsminister Robert Habeck erläutert die geförderten Projekte: Diese liegen schwerpunktmäßig im Nordwesten und im Osten des Landes (Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld).

Das Basteln an den Rahmenbedingungen für den künftigen deutschen Wasserstoffmarkt geht im Wirtschaftsministerium auch nach dem Startschuss für die 23 Projekte weiter: Bereits in der nächsten Woche soll das Bundeskabinett eine Importstrategie beschließen. In der vergangenen Woche waren ja schon die Ergebnisse einer ersten Ausschreibungsrunde für den Import grüner Wasserstoffprodukte ab 2027 öffentlich geworden.

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