Weidmann mahnt zur Vorsicht bei Digital-Euro

Bundesbankchef sieht Chancen, aber auch Risiken

Weidmann mahnt zur Vorsicht bei Digital-Euro

ms Frankfurt – In der Debatte über die Einführung eines digitalen Euro hat Bundesbankpräsident Jens Weidmann zur Vorsicht gemahnt. Die Einführung digitalen Zentralbankgelds eröffne zwar einige neue Möglichkeiten, sagte Weidmann am Freitag bei einer virtuellen Konferenz der Bundesbank zum Thema “Bankwesen und Zahlungsverkehr im digitalen Zeitalter”. Zugleich hob er aber auch die Risiken stark hervor. Er verwies zudem auf private Alternativen zu digitalem Zentralbankgeld.”Die Einführung digitalen Zentralbankgeldes bedarf sorgfältiger Überlegungen”, sagte Weidmann auf der Konferenz. “Die verschiedenen Risiken legen nahe, dass eine umsichtige Gestaltung und ein vorsichtiger Ansatz unerlässlich sein werden”, ergänzte er. Die Arbeiten in der Bundesbank sollten auch nicht als Vorentscheidung für eine Einführung verstanden werden.EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Donnerstagabend bei der gleichen Konferenz zwar auch betont, dass im Eurosystem bislang keine Entscheidung in Sachen digitaler Euro gefallen sei. Zugleich hatte sie aber ihre Sympathie dafür durchblicken lassen. Sie hatte zudem gesagt, dass die entsprechende Arbeitsgruppe des Eurosystems in den nächsten Wochen ihren Bericht vorlegen werde und es dann eine öffentliche Konsultation geben solle (vgl. BZ vom 11. September).Weltweit hat in den vergangenen Monaten die Diskussion über die digitale Zukunft des Geldes zugenommen – gerade auch in den Notenbanken. Die Pläne für die Facebook-Währung Libra haben viele von ihnen aufgeschreckt – wegen der potenziellen Implikationen für das Finanzsystem, aber auch wegen des Angriffs auf das staatliche Geldmonopol. Entsprechend haben die Notenbanken ihre Arbeiten forciert und viele haben auch bereits Pilotprojekte aufgelegt.Weidmann sieht zwar auch einige potenzielle Vorteile digitalen Zentralbankgeldes, auch in einer für alle Bürger zugänglichen Variante. So werde vielfach argumentiert, dass eine solche Digitalwährung ökonomische und finanzielle Transaktionen effizienter mache und Kosten spare, sagte er. Zugleich warnte er aber auch eindringlich vor den potenziellen Risiken. So könne etwa die Gefahr steigen, dass es in einer systemischen Bankenkrise zu einem “digitalen Bank-Run” kommen könnte. “Wir brauchen ein gründliches Verständnis – und wir müssen unvoreingenommen bleiben – bevor wir die Argumente abwägen und Schlussfolgerungen ziehen können”, sagte er.Weidmann wiederholte zudem seine frühere Einschätzung, dass es in einer Marktwirtschaft vor allem die Aufgabe des Privatsektors sei, die Zahlungsverkehrslösungen anzubieten, die die Öffentlichkeit nachfrage. Das Eurosystem unterstütze deshalb die “European Payments Initiative” von 16 großen Euro-Banken. Die Zentralbanken könnten da als “Katalysator” einen Beitrag leisten.