Digitalwährung

Weidmann und Powell bremsen bei Digitalwährung

Führende Notenbanker warnen vor der überstürzten Einführung einer digitalen Zentralbankwährung. Bundesbankchef Jens Weidmann und US-Notenbankchef Jerome Powell sehen noch viele offene Fragen und Risiken.

Weidmann und Powell bremsen bei Digitalwährung

rec Frankfurt

Bundesbankchef Jens Weidmann und sein Amtskollege von der Federal Reserve, Jerome Powell, bremsen bei der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung. „Wir sollten das nicht überstürzen“, sagte Weidmann zum Auftakt einer viertägigen Konferenz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Ähnlich argumentierte Powell: „Es gibt keinen Grund zur Eile, nur um als Erster am Markt zu sein“, sagte der Fed-Chef. Beide betonten, dass sich die Arbeiten an einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) noch im Anfangsstadium befänden. Es seien noch viele Fragen in Bezug auf Sicherheit, Risiken für das Finanzsystem, Rechtslage und das Zusammenspiel mit Geschäftsbanken zu klären.

Die führenden Notenbanker Deutschlands und der Vereinigten Staaten äußern sich deutlich zurückhaltender als etwa Christine Lagarde. Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) dringt auf die Einführung eines digitalen Euro. Eine Entscheidung will der EZB-Rat über den Sommer treffen, eine grundsätzliche Zustimmung zu dem Projekt gilt aber als ausgemacht. Agustín Carstens, Chef der auch als Zentralbank der Zentralbanken bekannten BIZ, drang gestern auf eine Führungsrolle der Notenbanken bei Digitalwährungen. Anders als private Kryptowährungen wie Libra und Bitcoin könnten nur sie die Stabilität des Finanzsystems sicherstellen. Das Videogespräch mit Weidmann und Powell leitete den Innovationsgipfel ein, bei dem sich die führenden Zentralbanken über neuartige Zahlungssysteme und Digitalwährungen austauschen.

Abgestuftes Währungssystem

Unisono plädierten die drei führenden Notenbanker für ein abgestuftes System, in dem Geschäftsbanken ihre Rolle als Intermediäre behalten. Damit treten sie Befürchtungen im Bankensektor und unter Volkswirten entgegen, dass staatlich organisierte Zentralbanken allmählich die Rolle von Geschäftsbanken übernehmen, indem sie etwa selbst Bürgern Guthabenkonten anbieten. Weidmann wies die Furcht vor einem solchen „Crowding-out-Effekt“ zu­rück. Ziel sei es, „den Privatsektor zu befähigen, solche Dienste anzubieten“. Vor der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung müssen zunächst Neuerungen erprobt werden, die „weniger disruptiv“ seien, etwa der Einsatz von Zahlungsverkehrssystemen auf Basis der sogenannten Blockchain.

Powell mahnte, wegen der Rolle als Leitwährung werde die Einführung eines digitalen Dollar fundamentalen Einfluss auf das globale Finanz- und Währungssystem haben. Deshalb müsse die technische Umsetzung höchsten Standards entsprechen und es seien sämtliche Risiken zu bedenken. Powell nannte die Stichworte Cyberrisiken, Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Finanzstabilität. Weidmann hob insbesondere die Gefahr eines digitalen Bankruns hervor, sollten Bürger in einer Krise massenhaft Zuflucht in einer Zentralbankwährung suchen. Er plädierte deshalb dafür, Obergrenzen für das Halten digitaler Zentralbankwährung einzuführen. Weidmann und Powell sagten, nun müsse es darum gehen, Öffentlichkeit und Politik stärker einzubeziehen. Powell zufolge wird für die Einführung eines digitalen Dollar ein entsprechendes Gesetz im US-Parlament vonnöten sein.