Weltbank warnt vor Handelsdisputen

Studie: Politische Unsicherheit bremst Welthandel

Weltbank warnt vor Handelsdisputen

dm Frankfurt – 2016 ist der Welthandel so wenig gewachsen wie seit der Weltrezession 2008/09 nicht mehr. Dazu könne die politische Unsicherheit beigetragen haben, schreibt die Weltbank in einem gestern vorgelegten Bericht (Global Trade Watch). Das Institut stellt dabei in einer Untersuchung von 18 Ländern über 30 Jahre hinweg eine negative Beziehung zwischen politischer Unsicherheit und Handelswachstum fest. Die 2016 gestiegene höhere politische Unsicherheit – gemessen am Economic Policy Uncertainty Index (EPU) – könne das Handelswachstum um 0,6 Prozentpunkte gemindert haben, was rund drei Viertel des Wachstumsunterschieds zwischen 2016 und 2015 entspreche. Schädliche DrohungenDa die Zahl neuer protektionistischer Maßnahmen sich im Jahresvergleich etwa auf vergleichbarem Niveau gehalten hätte, hält es die Weltbank für möglich, dass die verschärfte Rhetorik über Handelsabkommen mit ein Grund für die Schwäche im Welthandel ist. “Die jüngere Forschung legt nahe, dass Handelsabkommen zum Wachstum des Handels beigetragen haben und dass das jüngste Wachstum noch niedriger ausgefallen wäre ohne solche Abkommen”, schreiben Cristina Constantinescu, Aaditya Mattoo und Michele Ruta in dem Bericht. Diese Erkenntnis lege nahe, dass “nur schon die Drohung, solche Abkommen aufzulösen, das Wachstum des Handels tangieren könnte, da sie zur politischen Unsicherheit beitragen”. Ohne die in den vergangenen zwei Jahrzehnten abgeschlossenen Abkommen wäre der Welthandel jährlich um fast zwei Prozentpunkte weniger gewachsen, so die Autoren.Mit einem Plus des Welthandels von schätzungsweise 1,9 bis 2,5 % zählt 2016 zum schwächsten Jahr seit 2009. Sowohl in entwickelten Volkswirtschaften wie in Schwellenländern sei der Handel kaum gewachsen. Daten vom World Trade Monitor deuteten zudem darauf hin, dass in den ersten elf Monaten 2016 das Wachstum bei Handelsgütern nur 1,1 % betragen habe. Das Dienstleistungsvolumen sei stärker gestiegen. Die Weltbank macht für die schleppende Entwicklung auch strukturelle und zyklische Gründe verantwortlich, wie den Reifegrad der globalen Lieferketten, eine verlangsamte Liberalisierung in Handelsbeziehungen sowie niedrige Rohstoffpreise und die Neuausrichtung der chinesischen Wirtschaft. Auch habe das Handelswachstum nicht nur wegen des geringeren Weltwirtschaftswachstums abgenommen, sondern auch, weil das Wachstum selbst weniger handelsintensiv geworden sei. WTO-Abkommen in KraftAm Dienstag ist das Abkommen über die Erleichterung von Handelsbeziehungen, das Trade Facilitation Agreement (TFA) der Welthandelsorganisation (WTO), nach längerer Verzögerung in Kraft getreten. Das auch von Europa unterstützte Abkommen sieht standardisierte Zollbestimmungen und einfachere Verfahrensabläufe vor. Mit dem ersten multilateralen Vertrag seit der Gründung setze die WTO ein Zeichen für freien und fairen Handel, sagte Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie). Der Zeitpunkt könne nicht passender sein: Multilateralismus und verlässliche Handelsregeln seien die richtige Antwort auf den angekündigten Abschottungskurs der USA unter Donald Trump.