Erderwärmung

Weltklimarat warnt vor Folgen des Klimawandels

Die Erderwärmung und Extremwetter schaden dem Weltklimarat IPCC zufolge bereits der Weltwirtschaft und drohen Millionen in Armut zu stürzen. Speziell auch Deutschland ist stark betroffen.

Weltklimarat warnt vor Folgen des Klimawandels

Reuters London/Berlin

Die Erderwärmung und Extremwetter schaden dem Weltklimarat IPCC zufolge bereits der Weltwirtschaft und drohen Millionen Menschen in Armut zu stürzen. Steigende Lebensmittelpreise, ein gestörter globaler Handel und Verwerfungen auf den Arbeitsmärkten könnten die Folgen sein, warnten UN-Klimaexperten des IPCC in einem am Montag in Genf vorgestellten Bericht. Es bleibe nur noch „ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster zur Sicherung einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft für alle“.

„Anpassung rettet Leben“

„Anpassung rettet Leben“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. Verzögerungen würden dagegen Menschenleben kosten. Der Bericht betont, dass der Klimawandel die Welt viel stärker beeinflusst, als es Forscher bisher vorhergesehen haben. Die Fakten seien nicht zu leugnen, so Guterres. Nicht zu handeln sei daher kriminell. US-Außenminister Antony Blinken ergänzte, der Klimawandel gefährde immer mehr die Stabilität – global und lokal. Es gebe Risiken für die Gesundheit, die Sicherheit und den Wohlstand.

Eines der Szenarien in dem 3675 Seiten starken Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass bis 2050 bis zu 183 Millionen Menschen zusätzlich unterernährt sein könnten. „Individuelle Lebensgrundlagen wurden durch Änderungen der landwirtschaftlichen Produktivität, Folgen für die menschliche Gesundheit und Ernährungssicherheit, Zerstörung von Häusern und Infrastruktur sowie Verlust von Eigentum und Einkommen beeinträchtigt“, so der Bericht.

Er wurde vor dem Hintergrund weltweit steigender Kraftstoffpreise und der zunehmenden Inflation veröffentlicht. Manche Politiker argumentierten, dass die Förderung sauberer Energiequellen die Lebenshaltungskosten der Ärmsten noch weiter erhöhen würde. Der Weltklimarat befürchtet dagegen, dass etwa durch die zunehmende Hitze viele Landarbeiter ihren Beruf aufgeben und in andere Wirtschaftszweige wechseln könnten. „Dies würde negative Folgen wie eine verringerte Lebensmittelproduktion und höhere Lebensmittelpreise haben“, heißt es in der Studie. Das wiederum führe zu erhöhter Armut, wirtschaftlicher Ungleichheit und unfreiwilliger Migration in die Städte.

„Extremwetter-Ereignisse wie Hochwasser, Starkregen, Dürren oder Hitze werden weiter zunehmen – auch in Deutschland“, warnte der Hauptgeschäftsführer des Versichererverbands GDV, Jörg Asmussen. „Allein 2021 haben deutsche Versicherer 12,5 Mrd. Euro für die Behebung von Schäden durch Naturgefahren gezahlt – so viel wie nie zuvor.“ Er forderte unter anderem Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten.

Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte, es brauche jetzt einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Deutschland müsse unabhängig von fossilen Rohstoffimporten werden. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will unter anderem einen umfassenden Umbau der Tierhaltung angehen. „Es wird nicht mit zaghaften Schritten gehen“, sagte der Grünen-Politiker . „Wenn wir der Klimakatastrophe Einhalt gebieten wollen, brauchen wir tiefgreifende Veränderungen.“

Die Umweltschutzorganisation WWF betonte, der Bericht komme nicht überraschend. Die Bundesregierung müsse im Rahmen der sieben führenden Industrienationen (G7) die Energiewende vorantreiben und höhere Summen zur Klimafinanzierung organisieren.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.