Weltweiter Handelsstreit belastet Finanzsystem

Weidmann ruft zu Reformen auf - Berlin dringt auf Schuldenabbau

Weltweiter Handelsstreit belastet Finanzsystem

wf Berlin – Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat zu Reformen zur Stärkung des Welthandelssystems aufgerufen. “Die Aufgabe muss sein, die regelbasierte multilaterale Handelsordnung nicht nur zu erhalten, sondern zukunftsfest zu machen”, sagte Weidmann der Nachrichtenagentur Reuters im Interview zur bevorstehenden Jahrestagung des Internationalem Währungsfonds (IWF). Verbessert werden müsse der Schutz geistigen Eigentums, verlangte Weidmann. Verzerrungen durch staatseigene Unternehmen und Subventionen seien anzugehen.Wegen der handelspolitischen Eskalation hatte der IWF seine globale Wachstumsprognose um 0,2 Punkte auf 3,7 % in diesem und im nächsten Jahr zurückgenommen. Aber nicht nur der Handelskonflikt, der zwischen den USA und China tobt, auch hohe Schulden und Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern belasten. Der IWF schließt in seinem neuen Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR) eine breit angelegte Korrektur an den globalen Finanzmärkten nicht aus. Die unmittelbaren Gefahren seien im Vergleich zum Frühjahr leicht gestiegen.Vom 12. bis 14. Oktober treffen sich Finanzminister, Notenbankgouverneure und die Finanzwelt bei der IWF-Jahrestagung auf Bali/Indonesien. In jedem dritten Jahr tagt diese Konferenz außerhalb von Washington, meist in einem Schwellenland. IWF-Chefin Christine Lagarde hatte kurz vor der Tagung die Rückführung der hohen – öffentlichen und privaten – Verschuldung von weltweit 182 Bill. Dollar angemahnt. In Deutschland findet sie dabei Rückhalt bei Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Scholz werde in Bali für einen konsequenten Schuldenabbau werben, hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Nur so sei die “Feuerkraft” für schlechte Zeiten gesichert.Die Schwäche in einigen Schwellenländern, etwa wegen der Währungskrisen in Argentinien oder der Türkei, zieht Weidmann zufolge keine breiteren Kreise. In beiden Staaten zeigten sich länderspezifische Probleme und eine hohe Verschuldung in Fremdwährung. Ansteckungsgefahren könnten durch solide öffentliche Finanzen, ein widerstandsfähiges Finanzsystem und eine unabhängige Geldpolitik vermieden werden, hielt er fest.—– Berichte Seite 5