Zweiter Rückgang in Folge

Weniger Lkw auf den Autobahnen unterwegs

Weniger Lkw-Verkehr auf den deutschen Autobahnen verheißt eine niedrigere Produktion. Damit fällt der komplette Datenkranz der Industrie im Mai mehr als nur mau aus.

Weniger Lkw auf den Autobahnen unterwegs

Weniger Lkw auf den
Autobahnen unterwegs

Schlechtes Zeichen für künftige Industrieproduktion

ba Frankfurt

Die deutsche Industrie scheint nicht so bald wie erhofft wieder auf die Füße zu kommen: Im Mai waren weniger Brummis auf den Autobahnen unterwegs, was gemeinhin für die künftige Produktion ein erneutes Absinken verheißt. Damit ist der Datenkranz für das verarbeitende Gewerbe im Mai durchweg mau ausgefallen: Auftragseingang und Produktion sind entgegen den Erwartungen gesunken. Sorge bereitet, dass vor allem die Schlüsselindustrien Automobil- und Maschinenbau den Ausstoß kräftig gedrosselt haben. Und bei den Exporten war zwar ein Rückgang erwartet worden, allerdings kein so kräftiges.

Zweites Minus in Folge

Der als früher Hinweisgeber für den Konjunkturverlauf geltende Indikator zur Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen ist gegenüber April kalender- und saisonbereinigt um 0,1% gesunken, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Das ist der zweite Rückgang in Folge. Für den Jahresvergleich melden die Statistiker einen Rückgang um 0,8%.

Lkw-Maut-Index guter Signalgeber künftiger wirtschaftlicher Aktivität

Da wirtschaftliche Aktivität Verkehrsleistungen erzeugt und benötigt, ist der Lkw-Maut-Index ein guter Signalgeber künftiger wirtschaftlicher Aktivität − insbesondere der Industrieproduktion. Diese war im Mai unerwartet deutlich zurückgegangen, und zwar um 2,5% zum Vormonat. Vor allem aber der Auftragsmangel gilt als Problem der Industrie. Im Mai gab es das fünfte Bestellminus nacheinander − eine solche Folge gab es bislang nur drei Mal, erinnert Andreas Scheuerle, Ökonom bei der Deka-Bank: im Jahr 2022, während der globalen Finanzkrise 2009, und in der 1992er-Rezession.

Wenig Aussicht auf Besserung verheißt das jüngste Ergebnis der Einkaufsmanagerumfrage. Sowohl Fertigung als auch Auftragseingänge sind im Juni wieder kräftiger gesunken, nachdem die Dynamik im Mai deutlich nachgelassen hatte. Auch beim Lagerzyklus zeichnet sich noch kein Wendepunkt ab, der in der Vergangenheit häufig mit einem konjunkturellen Wendepunkt übereinstimmte.

„Die Überlegung dahinter ist, dass Unternehmen, die sich vielleicht aus Furcht vor Lieferengpässen mit Vorleistungen eingedeckt hatten, in einer konjunkturellen Schwächephase zunächst auf diese Lagerbestände zurückgreifen“, erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commervial Bank, die den von S&P erhobenen Einkaufsmanagerindex (PMI) für Deutschland sponsert. Irgendwann komme aber der Punkt, wo sie verstärkt bei anderen Unternehmen einkaufen müssen, um weiter produzieren zu können, dann beginne der Aufschwung. Ungewöhnlich sei aber, dass der Lagerabbau bereits seit Anfang 2023 anhalte, das Tempo im Vergleich zu früheren Zyklen in den vergangenen Monaten bereits sehr hoch war. „In der positiven Auslegung bedeutet dies, dass der Rebound möglicherweise umso kräftiger ausfällt“, erwartet de la Rubia.


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