DAS KONJUNKTURTABLEAU VON ZEW UND BÖRSEN-ZEITUNG

Wirtschaft im Euroraum wird etwas mehr zugetraut

Höhere Investitionsbereitschaft der Unternehmen - Am Arbeitsmarkt geht es aufwärts

Wirtschaft im Euroraum wird etwas mehr zugetraut

ba Frankfurt – Deutschland verliert allmählich seine Funktion als Konjunkturlokomotive des Euroraums, der Wirtschaft des gemeinsamen Währungsgebiets wird allerdings für 2017 dennoch ein stärkeres Wachstum als bislang zugetraut. Dies lässt sich aus den Prognosen von Banken, Wirtschaftswissenschaftlern an den Hochschulen und Institutionen lesen, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim monatlich für die Börsen-Zeitung in einem Medianwert zusammenführt und analysiert. Für das laufende Jahr hat sich vor allem der Blick auf den Außenhandel im Vergleich zu den Prognosen von vor zwei Monaten (vgl. BZ vom 8. April) leicht eingetrübt, für 2017 wurden fast alle Prognosen etwas nach oben geschraubt.So fallen die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum 2016 mit + 1,5 % um 0,1 Punkte höher aus als im April, für das Jahr darauf werden weiterhin + 1,6 % avisiert. Auffällig findet ZEW-Experte Michael Schröder dabei, “dass Deutschland für 2017 nicht mehr an der Spitze des Wachstums im Eurogebiet gesehen wird”. Bleibe Deutschland in der Prognose für das Eurogebiet außen vor, liege das Wachstum gar bei fast 1,65 %. Für Deutschland selbst haben die Prognostiker ein Plus von 1,5 % auf der Rechnung. Unterstützt wird diese Erwartung durch die aktuelle Einkaufsmanagerumfrage, der zufolge der Konjunkturaufschwung in der Eurozone zwar intakt ist, das Tempo des ersten Quartals aber nicht gehalten werden kann.Maßgeblich für die Erhöhung der Wachstumsprognose für 2016 dürfte vor allem eine höhere Investitionsbereitschaft der Unternehmen sein – statt des bislang vorhergesehenen Zuwachses der Investitionen von 2,8 % rechnen die Prognostiker nun mit + 2,9 %. Untermauert wird dies laut Schröder durch eine aktuell wieder anziehende Industrieproduktion. Während im Februar noch ein Rückgang verzeichnet wurde, wuchs der Output der Industrie im März leicht um 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Die sich zuletzt abzeichnende Zurückhaltung bei den Exporterwartungen zeigt sich ebenfalls im Tableau: So wurden die Exportprognosen für 2016 um 0,6 Punkte auf 2,8 % zurückgenommen und für das folgende Jahr um 0,3 Punkte auf 3,9 %. Auch bei den Importen gingen die Prognosen nach unten – um je 0,3 Punkte im Vergleich zum Konjunkturtableau vom April.Bei der Arbeitslosenquote hingegen ist die Zuversicht gestiegen, denn es ist eine Bewegung nach unten zu erkennen, vergleicht man die Jahresdurchschnitte 2015 (10,9 %) und 2014 (11,6 %) mit den aktuellen Daten. Im April lag die Arbeitslosenquote unverändert bei 10,2 % und damit auf dem niedrigsten Stand seit August 2011 (vgl. BZ vom 1. Juni). Für das kommende Jahr haben die Prognostiker ihre Erwartungen leicht nach unten korrigiert und rechnen nun mit einer Arbeitslosenquote von 9,9 %.Geringfügig verändert wurden die Medianprognosen für die Verbraucherpreisentwicklung – diese stimmen nun genau mit den gestern veröffentlichten Projektionen der EZB überein (siehe Bericht auf dieser Seite). Für dieses Jahr wird eine Inflationsrate von 0,2 % erwartet, 2017 soll sie dann bei 1,3 % liegen, das sind je 0,1 Punkte weniger als im Tableau vom April.An ihren Zinserwartungen halten die Prognostiker fest. Nach wie vor wird bei den kurzfristigen Zinsen im Eurogebiet keine Veränderung bis 2017 erwartet, und auch bei den langfristigen Zinsen soll es nur eine leichte Erhöhung auf 0,6 % im kommenden Jahr geben. Auch für die Vereinigten Staaten wird für 2016 keine weitere Veränderung des kurzfristigen Zinses erwartet, und erst 2017 soll sich eine Steigerung auf etwa 1,3 % ergeben, was einer Zunahme um rund 60 Basispunkte entspricht.