Wirtschaft mit solidem Wachstum

BIP legt um 1,9 Prozent zu - Guter Start ins neue Jahr angedeutet - Dritter Überschuss des Staates in Folge

Wirtschaft mit solidem Wachstum

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte 2016 mit 1,9 % stärker zu als zuletzt gedacht, ermittelte Destatis. Auch für das neue Jahr wird ein guter Start erwartet.ge Berlin – Deutlich höhere staatliche, aber auch private Konsumausgaben haben der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr das stärkste Wachstum seit fünf Jahren beschert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte 2016 preisbereinigt um 1,9 % zu, und damit stärker als zuletzt erwartet, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) nach ersten Berechnungen mit. Ein schnelleres Wachstum gab es zuletzt 2010 und 2011, den Aufholjahren nach der Rezession 2009. Zum Jahresende gewann die Wirtschaft nochmals Schwung. Nach ersten Schätzungen der Wiesbadener Statistiker stieg das BIP in den letzten drei Monaten 2016 im Vergleich zum Vorquartal um ungefähr 0,5 % – und damit stärker als in den Vorquartalen. Ein solides Produktionswachstum zum Jahresende erkennt auch das Bundeswirtschaftsministerium, das angesichts der Auftragseingänge und der positiven Stimmungsindikatoren einen guten Start in das Jahr 2017 sieht.Treiber des letztjährigen Wachstums waren die Kauflust der privaten Verbraucher und die Ausgaben des Staates, der 2016 viele Milliarden für die Unterbringung und Unterstützung von Hunderttausenden von Flüchtlingen aufzubringen hatte. Dennoch erzielten Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen einen Überschuss von 19,2 Mrd. Euro oder 0,6 % des BIP, womit der Staat zum dritten Mal in Folge mit schwarzen Zahlen abschloss. Der Bund allein erreichte einen Überschuss von 6,2 Mrd. Euro. Daneben zeigten in der Eurozone lediglich Estland und Luxemburg einen Finanzierungsüberschuss, fügte Destatis-Präsident Dieter Sarreither an. Wenig AnlageinvestitionenWährend die privaten und staatlichen Konsumausgaben in toto um 2,5 % zulegten und damit die Konjunktur trugen, bremste der Außenhandel das BIP-Wachstum geringfügig, da die Importe stärker zunahmen als die Ausfuhren, listete Sarreither auf. Vor allem dank der hohen Nachfrage nach neuen Wohnungen und der höheren Investitionen des Bundes in neue Straßen und Schienen schnellten die Bauinvestitionen hoch. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen lagen dagegen mit 1,7 % nicht einmal mehr halb so hoch wie vor Jahresfrist. DIHK: ErnüchterndDieser geringe Anstieg der Ausgaben für neue Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge sei angesichts der niedrigen Zinsen “ernüchternd”, urteilte Martin Wansleben, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). “Die Politik muss dringend die Investitionsbedingungen verbessern, z. B. durch eine Vereinfachung des komplexen Steuersystems und attraktivere Abschreibungsregelungen.” Trotz der auch von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel kritisierten niedrigen Investitionsquote seien die Nettoinvestitionen (also nach Abschreibungen) bis auf das Krisenjahr 2009 stets positiv gewesen, sagte Statistik-Experte Albert Braakmann – allerdings sei das Sparvolumen auch 2016 wieder größer gewesen als die Investitionen. Lohnstückkosten steigenWie schon in den vergangenen vier Jahren stiegen die Lohnkosten sehr viel stärker an als die Arbeitsproduktivität. 2016 lagen die Lohnstückkosten damit um 1,5 % höher als im Turnus zuvor. Bei einer Rekordbeschäftigung von fast 43,5 Millionen Erwerbstätigen – “der höchste Stand seit der deutschen Wiedervereinigung”, so Sarreither – erhöhten sich die Arbeitnehmerentgelte im Vorjahr um 3,6 %. Etwas weniger stark stiegen mit 3,1 % die Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Die Lohnquote, die den Anteil des Arbeitnehmerentgelts am Volkseinkommen misst, lag mit 68,1 % nur minimal um 0,1 Prozentpunkt über dem 2015er Vergleichswert, ermittelten die Statistiker weiter.Bei der Entstehung des BIP werden nicht nur der Bau als besonders expansiv aufgelistet, sondern auch die Sparten Information/Kommunikation und Finanz- und Versicherungsdienstleister. “Dies war für uns auch auffällig”, räumt ein Statistiker ein – ohne freilich die Ursache erklären zu können.