Vor der BundestagwahlMatthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

Wirtschaftsprobleme im Wahlkampf vernachlässigt

Der Wahlkampf 2025 vernachlässigt Wirtschaftsthemen. Die Wähler sorgen sich um die Zukunft. Ökonomische und soziale Sicherheit sind dabei eng verzahnt.

Wirtschaftsprobleme im Wahlkampf vernachlässigt

Wahlkampf vernachlässigt Wirtschaft

Demoskop Jung: Der Durchschnittswähler will, dass ökonomisch für ihn gesorgt wird

wf Berlin

Bei der Bundestagwahl am 23. Februar stimmen die Wähler nicht nur vor dem Hintergrund einer gescheiterten Regierung ab, auch die deutsche Wirtschaft steckt seit drei Jahren in der Rezession. Für Wahlforscher Matthias Jung sind Wirtschaftsfragen im Wahlkampf stark vernachlässigt. „Die Menschen machen sich Sorgen um ihre Zukunft“, sagt Jung der Börsen-Zeitung im Interview. Wirtschaftsprobleme stehen nach Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen, deren Vorstand Jung angehört, seit Monaten oft auf Platz eins der wichtigsten Probleme in Deutschland.

„Ökonomische Fragen sind völlig unterrepräsentiert“, konstatiert Jung. Für die CDU/CSU wäre es strategisch besser gewesen, die Wirtschaftsdimension anstelle der Asylproblematik zu betonen. Kanzlerkandidat Friedrich Merz könnte besser so punkten. Der Union wird in Umfragen mit weitem Abstand vor den anderen Parteien – einschließlich FDP – die höchste Wirtschaftskompetenz zugesprochen.

Wirtschaftskompetenz bedeutet aber für den Wahlforscher nicht, dass Parteien Forderungen von Unternehmensverbänden aufgreifen. „Der Durchschnittswähler will, dass ökonomisch für ihn gesorgt wird“, sagt Jung. Ökonomische und soziale Sicherung seien aus Sicht der Bevölkerung eng verzahnt. Fragen wie Kapitaldeckung in der Altersvorsorge oder Rahmenbedingungen für Startups spielen in der Wählerschaft eine verschwindend geringe Rolle.

Olaf Scholz werde als Kanzler einer gescheiterten Regierung wahrgenommen, hält der Wahlforscher fest. „Sein Image ist verbrannt.“ Hätte die SPD einen linken Wahlkampf geführt und nicht versucht, wieder Kanzlerpartei zu werden, würde sie bessere Werte als zurzeit in Umfragen erzielen. Vorhersagen seien wegen des kurzfristigen Wahltermins schwieriger. Die Entscheidung fällt diesmal stärker im Wahllokal und nicht bei der Briefwahl.

Im Interview Seite 7