Wirtschaftsweiser bejaht strikte Übernahmekontrolle
ms Würzburg – Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger stellt sich hinter Pläne der Bundesregierung für eine schärfere Kontrolle von Firmenübernahmen durch nichteuropäische Investoren – nicht zuletzt aus China. “Ich halte es für richtig, dass die Bundesregierung bei Übernahmen und Investitionsprojekten künftig genauer hinschauen will”, sagt Bofinger, dienstältestes Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, im Interview der Börsen-Zeitung. “Im Umgang mit China haben wir uns lange recht naiv verhalten”, sagt Bofinger. “Nach wie vor gibt es keine Reziprozität beim Marktzugang und bei Direktinvestitionen.” Die Bundesregierung arbeitet aktuell an Vorschlägen, um mehr Beteiligungsvorhaben von ausländischen Investoren an deutschen Firmen auf Auswirkungen auf die nationale Sicherheit und Ordnung prüfen und gegebenenfalls untersagen zu können – mitunter “Lex China” genannt. In der deutschen Wirtschaft gibt es aber Befürchtungen, Berlin sende womöglich das falsche Signal, weniger offen für Investoren zu sein. Bofinger stützt das Vorhaben nun und dämpft Sorgen vor weitreichenden Konsequenzen. Diese Themen “werden bestimmt nicht zu einem Handelskrieg zwischen Deutschland beziehungsweise Europa und China führen”, sagt er im Interview. Sehr positiv äußert sich der Würzburger Wirtschaftsprofessor zur Lage der deutschen Wirtschaft: “Die Konjunkturparty kann durchaus noch ein wenig weitergehen.” Weder die Handelskonflikte noch die politische Lage in Italien sollten die Situation kippen lassen. Dazu trage auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bei, die er auch gegen Kritik aus Deutschland verteidigt: “Die EZB bleibt auf absehbare Zeit sehr expansiv, und das ist auch richtig so”, sagt er.Scharfe Kritik äußert Bofinger an den Wirtschaftsplänen der italienischen Regierung: “Die neue Regierung marschiert in die falsche Richtung.” Eindringlich warnt er Rom vor einem Liebäugeln mit einem Euro-Ausstieg: “Für Italien bestünde die Gefahr, dass es, ähnlich wie gerade die Türkei, in einen Strudel aus Abwertung und Inflation gerät, der dann nur schwer zu stoppen ist.”—– Interview Seite 5