Jahresrate sinkt auf 2,7 Prozent

Wohnungsbaupreise legen weniger stark zu

Die Wohnungsbaupreise ziehen weiter an, aber weniger dynamisch als zuletzt. Aber auch Bürogebäude, Werkshallen und Straßen werden teurer. Ein großes Problem ist der Auftragsmangel, aber immerhin ist die Stimmung jüngst etwas gestiegen.

Wohnungsbaupreise legen weniger stark zu

Wohnungsbaupreise legen weniger stark zu

Jahresrate von 2,7 Prozent − Auch andere Gebäude werden teurer

ba Frankfurt

Wohnungen zu bauen ist zwar erneut teurer geworden, der Preisanstieg hat sich im Mai allerdings verlangsamt. Dabei haben sich die Preise der einzelnen Gewerke am Bau sehr unterschiedlich entwickelt. Zugelegt haben aber auch die Neubaupreise für gewerblich genutzte Gebäude und Straßen. Seit dem Frühjahr 2022 nimmt die Bauproduktion ab. Damals waren infolge des Ukraine-Kriegs die Kosten für viele Rohstoffe und Energie massiv angestiegen. Vor allem der Auftragsmangel ist ein Problem für die Bauunternehmen. Zuletzt hat sich immerhin die Stimmung der gesamten Baubranche aufgehellt. Nachdem die EZB im Juni die Zinswende eingeleitet hat, hofft die Branche auch auf eine wieder anziehende Nachfrage, wenn Finanzierungen wieder günstiger werden.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) sind die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude im Mai um 2,7% zum Vorjahr gestiegen. In der vorherigen Erhebung vom Februar lag die Jahresrate bei 2,8%, im November 2023 waren es noch 4,3%. Von Februar auf Mai legten die Baupreise um 0,7% zu. Die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) kletterten um 3,7% zum Vorjahresmonat. 2022 und 2023 waren noch zweistellige Preissteigerungsraten beobachtet worden.

Für die Neubaupreise für Bürogebäude melden die Wiesbadener Statistiker einen Kostenanstieg von 3,1% zum Vorjahr. Der Bau gewerblicher Betriebsgebäude wurde um 2,8% teurer. Und im Straßenbau erhöhten sich die Preise um 4,4%.

Einkaufsmanagerindex legt zu

Vor allem der Wohnungsbau kriselt: Die immer noch hohen Kosten und Zinsen schrecken private Bauherren ebenso wie Investoren ab. Studien hatten zuletzt aber ein allmählich wieder anziehendes Interesse signalisiert. Auch die Stimmung steigt leicht: Im Juni kletterte der Einkaufsmanagerindex für den gesamten deutschen Bausektor von 38,5 auf 39,7 Punkte. Mit einem Wert unterhalb der neutralen 50-Punkte-Marke signalisiert der Index zwar weiter eine Kontraktion, doch liegt der Index nach dem zweiten Anstieg in Folge nun auf dem höchsten Stand seit August vergangenen Jahres.

„Zwar wurde auch im Juni deutlich weniger gebaut“, konstatiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, die die monatliche S&P-Umfrage sponsort. Aber immerhin gehe das Tempo des Abschwungs etwas zurück. „Es sieht so aus, dass sich die vorsichtige Zinswende auch in der Bauwirtschaft in Ansätzen bemerkbar macht.“ So wenig pessimistisch wie im Juni zeigten sich die Befragten zuletzt im Februar 2022, also vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Während die Lage im Tief- und Gewerbebau nahezu unverändert zum Vormonat war, „scheint sich der Wohnungsbau allmählich von seinem Rezessionstief zu lösen“, berichtet de la Rubia. Dieser Teilbereich bleibe allerdings der schlechteste der drei.

Besseres Ifo-Klima

Ein ähnliches Bild zeichnet die Ifo-Umfrage: Im Wohnungsbau stieg das Klima deutlich, wenn auch die Mehrheit der Firmen pessimistisch bleibt. Zentrales Problem bleibe der Auftragsmangel und viele versuchten, diesem mit Preissenkungen beizukommen, hieß es beim Ifo.

„Die Wohnungsbauer hoffen, die Talsohle hinter sich gelassen zu haben“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Der Weg zur Erholung sei aber noch lang. Im Tiefbau habe sich das Geschäftsklima ebenfalls erholt und auch hier würden sich die Unternehmen über mehr Aufträge freuen. Im gewerblichen Hochbau wiederum habe sich die aktuelle Geschäftslage im Juni zwar leicht verbessert, doch insgesamt seit 2022 merklich verschlechtert. Der Anteil der Unternehmen, die über zu wenige Aufträge klagen, stieg im Juni auf 46,3%, nach 45,2% im Mai. „Die amtlichen Auftragseingänge für gewerbliche Neubauprojekte sind von 2021 auf 2023 real um gut 20% gesunken“, erklärte Ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. „Für 2024 erwarten wir, dass die Investitionsneigung der Unternehmen aufgrund ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auf niedrigem Niveau verharren wird.“

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