WTO: Politische Risiken bedrohen Welthandel

Ausbildungsinitiativen angemahnt

WTO: Politische Risiken bedrohen Welthandel

dpa-afx Genf – Unsicherheit über die künftige Handelspolitik der großen Volkswirtschaften birgt nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) erhebliche Risiken für den Welthandel. “Die kurzfristig unvorhersehbare Entwicklung der Weltwirtschaft und der Mangel an Klarheit über Regierungspläne in Bezug auf Währungs-, Steuer- und Handelspolitik erhöhen das Risiko, dass der Handel erstickt wird”, hieß es im WTO-Jahresbericht zum Welthandel.Diese Risiken könnten die Prognose für eine Erholung des Welthandels 2017 zunichtemachen, so die WTO. Vorläufig stellt sie aber ein Handelswachstum weltweit von 2,4 % in Aussicht, nach 1,3 % im Vorjahr. Es wäre das erste Mal seit der Finanzkrise 2008, dass alle Weltregionen gleichermaßen beim Handel zulegen. 2018 könnte der Welthandel demnach zwischen 2,1 und 4 % zulegen.Als zwischenstaatliche Organisation mit 164 Mitgliedsländern nennt die WTO kein Land beim Namen. Generaldirektor Roberto Azevedo wollte nicht auf mögliche Folgen von US-Präsident Donald Trumps Drohung mit Strafzöllen eingehen. “Wir kennen die US-Handelspolitik noch nicht. Wir müssen uns gedulden”, sagte er. Dabei seien Vorhersehbarkeit und Stabilität in diesen Zeiten wichtig: “Unsicherheit friert Investitionen und Produktion ein.” Azevedo hatte die US-Verlautbarungen aber früher schon kritisiert. “Ohne Handel wird Amerika niemals ,great again”`, sagte er der “Bild” im Februar. “Wenn wir einen Handelskrieg erleben, wäre das katastrophal.” Trump hat Strafzölle von bis zu 35 % auf Autos angedroht, die nicht in den USA gefertigt werden. Das könnte deutsche Marken wie Audi, BMW und Daimler treffen.”Wir sollten Handel als Teil der Lösung wirtschaftlicher Probleme sehen, nicht als Teil des Problems”, sagte Azevedo am Mittwoch. “Handel beflügelt Wachstum, Arbeitsplatzschaffung und Entwicklung.” Gleichzeitig müssten die Bedenken der Menschen, die ihre Jobs durch den technologischen Wandel und neue Handelsströme bedroht sehen, ernst genommen werden. Wichtig seien Trainings- und Ausbildungsinitiativen. “Handelsbarrieren aufzubauen schafft keine neuen Jobs, sondern vernichtet sie”, sagte Azevedo.Als Risiken nannte die WTO auch Inflationsdruck, der Zentralbanken zu schnellen Zinsanpassungen zwingen könnte, und die unklaren Modalitäten des EU-Austritts von Großbritannien. Für ihre Handelsprognose geht die WTO von einem Weltwirtschaftswachstum von 2,7 % in diesem und 2,8 % im kommenden Jahr aus.