WTO senkt Prognose für Welthandel

IWF kritisiert schleppende Investitionen und wachsenden Protektionismus

WTO senkt Prognose für Welthandel

det Washington – Ohne eine deutliche Zunahme der Investitionstätigkeit sowie weitere Schritte zum Abbau von Handelsbarrieren wird das Welthandelsvolumen nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf dem gegenwärtig niedrigen Niveau verharren. Die Warnung spricht der IWF zeitgleich mit enttäuschenden Prognosen der Welthandelsorganisation (WTO) aus. Letztere rechnet nun das fünfte Jahr in Folge nur noch mit einer Zunahme des globalen Waren- und Dienstleistungsverkehrs um unter 3 %.Laut WTO wird das weltweite Handelsvolumen im laufenden Jahr anstelle der zunächst vorausgesagten 2,8 % um nur noch 1,7 % zulegen. Für 2017 wird dann eine Wachstumsrate von 1,8 bis maximal 3,1 % erwartet – ebenfalls deutlich weniger als die zuletzt prognostizierten 3,6 %. Während WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo von einem “Weckruf” sprach, warnte der IWF in den analytischen Kapiteln seines neuen Weltwirtschaftsausblicks (WEO) vor einer dauerhaften Stagnation des globalen Handels.Laut Währungsfonds hat sich der Welthandel während der vergangenen vier Jahre “dramatisch verlangsamt”. Als Ursache machen die IWF-Ökonomen das geringere Wirtschaftswachstum sowie den daraus resultierenden Rückgang der Investitionstätigkeit aus. Niedrigere Wachstumsraten sowohl in den USA als auch in den Schwellenländern werden für etwa drei Viertel der geringeren Zunahme des Welthandelsvolumens verantwortlich gemacht. Weitere Faktoren, die ins Gewicht fallen, sind steigende Handelskosten – in vielen Fällen die direkte Folge protektionistischer Maßnahmen wie nichttarifäre Hindernisse – sowie die mancherorts abnehmende Bedeutung globaler Lieferketten. Freihandelsabkommen, wie das umstrittene TTIP-Projekt zwischen den USA und Europa, könnten helfen, dem Welthandel wieder Schwung zu verleihen, schreibt der IWF. Abkopplung vom WachstumGemessen an der weltweiten Wirtschaftsleistung fiel der globale Handel nach IWF-Darstellung deutlich zurück. Zwischen 1985 und 2007 lag die durchschnittliche Steigerungsrate bei etwa dem Doppelten der Produktionsleistung. In den vergangenen vier Jahren aber konnte der Waren- und Dienstleistungsaustausch gerade noch Schritt halten mit dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Für eine solche Negativ-Entwicklung gibt es dem IWF zufolge in den letzten Jahrzehnten kaum Beispiele.Auch künftig werde eine Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums deswegen nur begrenzte Wirkung entfalten. Da die Investitionstätigkeit in China sowie anderen Schwellenländern schwächer geworden ist und Handelskosten früher als Folge technologischer Innovation sanken, erwartet der IWF, dass für den Welthandel das Vorkrisenniveau langfristig nur schwer realisierbar sein wird.Bemängelt wird in dem Bericht zudem das Fehlen neuer politischer Initiativen zur Handelsliberalisierung. Eindringlich fordert der IWF sämtliche Länder auf, gerade angesichts des nur verhaltenen Handelswachstums, jede Form von Protektionismus zu vermeiden. Bestehende Handelsbarrieren müssten abgebaut und in einigen Staaten auch Zölle gesenkt werden.Wichtig ist es laut IWF ferner, die Post-Doha-Handelsagenda voranzutreiben und das in Bali vereinbarte Trade Facilitation Agreement (TFA) der WTO umzusetzen. Das TFA zielt darauf ab, durch den Abbau unnötiger Regulierung und bürokratischer Hürden den Welthandel zu beleben.