Yellen für weitere Zinserhöhungen

Fed-Chefin: US-Wirtschaft ist stark genug - Graduelle Anhebungen

Yellen für weitere Zinserhöhungen

det Washington – Die US-Wirtschaft ist nach Ansicht von Notenbankchefin Janet Yellen stark genug, um weitere Zinserhöhungen zu verkraften. In dem halbjährlichen geldpolitischen Bericht der Zentralbank betonte die Fed-Vorsitzende, dass die Währungshüter “auf das Inflationsziel von 2 % fokussiert sind”. Auch stellte sie eine allmähliche Verringerung der Bilanzsumme in Aussicht. Ziel der Notenbank ist es demnach, zu einem ausschließlich aus Staatsanleihen bestehenden Portfolio zurückzukehren. Möglich sei, dass die Fed noch in diesem Jahr mit der Normalisierung ihrer aufgeblähten Bilanz beginnen wird, sagte die Notenbankvorsitzende.Positiv hob Yellen die kräftige Erholung am Arbeitsmarkt hervor. Die Neueinstellungen von durchschnittlich 180 000 pro Monat, die im bisherigen Jahresverlauf gemessen wurden, würden mehr als genug sein, um die Arbeitslosenquote niedrig zu halten. Neben dem Rückgang der Arbeitslosenquote wies die Fed-Chefin auch auf qualitative Faktoren hin, die nach ihrem Ermessen früher keine ausreichende Berücksichtigung fanden. Die kaum veränderte Beteiligungsquote wertet sie als positives Zeichen. Dasselbe gelte für die geringere Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, die eine Vollzeitbeschäftigung suchen, bisher aber nur Teilzeitjobs finden konnten. Mehr Wachstum erwartetTrotz des relativ schwachen Wachstums im ersten Quartal ist nach Yellens Einschätzung mit einer Beschleunigung im weiteren Jahresverlauf zu rechnen. Gestützt von der Erholung am Arbeitsmarkt, wachsenden Privatvermögen und zunehmendem Konjunkturoptimismus unter Verbrauchern sei zu erwarten, dass die Konsumausgaben das Wachstum beleben. Positiv würden auch die Erholung im produzierenden Gewerbe und der Exportwirtschaft sowie der andauernde Aufschwung am Häusermarkt ins Gewicht fallen, meint die Notenbankvorsitzende. Während die Gesamtinflation etwas höher ist als vor einem Jahr, stellte sie fest, dass die Kernrate zurückgegangen ist. Beide lagen im Mai bei 1,4 %. Unterm Strich sei in den kommenden Jahren mit moderatem Wachstum und einem Anstieg der Teuerungsrate auf 2 % zu rechnen.Für die Geldpolitik bedeuten die insgesamt günstigen Konjunkturaussichten, dass in den nächsten Jahren mit weiter “graduellen Zinserhöhungen” zu rechnen ist. Yellen unterstrich, dass sich der neutrale Zinssatz derzeit historisch gesehen auf ungewöhnlich niedrigem Stand befindet und “der Leitzins daher nicht deutlich steigen muss, um eine neutrale Position zu erreichen”. Da mehrere Faktoren, die den Zins niedrig halten, aber vorübergehender Natur seien, werde dieser wieder anziehen und somit zugleich den Weg ebnen für weitere monetäre Straffungen.Ausdrücklich lehnte Yellen einen “mechanischen Plan” zur Bestimmung künftiger Zinsbeschlüsse ab. Sie spielte damit womöglich auf die Präferenzen des designierten obersten Bankenaufsehers Randal Quarles an, der für eine regelgebundene Zinspolitik plädiert. Auch betonte sie vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses, dass sie die Absicht habe, bis zum Ende ihrer laufenden Amtsperiode als Fed-Vorsitzende an Bord zu bleiben. Während der vergangenen Wochen hatte es mehrere Hinweise darauf gegeben, dass US-Präsident Donald Trump erwägt, Yellen vorzeitig abzulösen.—– Personen Seite 12