Corona-Pandemie

Zeichen stehen auf verkürzte Quarantäne

Die Ausbreitung der Omikron-Variante heizt die Debatte über eine verkürzte Quarantäne in Deutschland an. Eine Entscheidung soll am Freitag fallen. Sonst drohen Personalengpässe in der gesamten Wirtschaft, warnt der DIHK.

Zeichen stehen auf verkürzte Quarantäne

sp Berlin

Die Ausbreitung der Omikron-Variante in Europa heizt auch in Deutschland die Debatte über eine Verkürzung der Quarantäne für Infizierte an. Hintergrund ist, dass rasch steigende Infektionszahlen wie in Frankreich oder Spanien auch hierzulande nicht nur im Gesundheitssektor kritische Infrastrukturen lahmlegen könnten, wenn Millionen Menschen gleichzeitig in der Quarantäne verharren. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnten am Montag ausdrücklich davor, dass es schnell zu Personalengpässen kommen könnte, die der Wirtschaft insgesamt schaden würden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Sonntag angekündigt, dass eine Quarantäneverkürzung vorbereitet wird. Beschlüsse dürften am Freitag beim Bund-Länder-Spitzentreffen fallen. Am Dienstag wird der Expertenrat der Bundesregierung sich damit beschäftigen. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) soll eine Stellungnahme dazu abgeben.

„Wenn die zu erwartende Omikron-Welle auch nach Deutschland überschwappt, wird das durch einen flächendeckenden Ausfall vieler Beschäftigter schnell zu einer Herausforderung für die Wirtschaft in ihrer ganzen Breite“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian am Montag im Gespräch mit Reuters . „Es könnte sehr schnell zu einem Personalengpass in allen Bereichen der kritischen Infrastruktur, aber auch der Wirtschaft insgesamt führen“, warnte Gerald Gaß, der Vorstandsvorsitzender der Krankenhausgesellschaft, während das RKI erneut steigende Infektionszahlen vor allem im Norden Deutschlands meldete.

In Deutschland waren laut RKI bereits im Dezember rund eine Million Menschen zeitgleich in Quarantäne. Die Zahl ist laut RKI in den vergangenen Wochen auf 617100 gesunken, dürfte mit der erwarteten Ausbreitung der Omikron-Variante aber schnell nach oben schießen. Auch der Handelsverband HDE äußerte sich deshalb positiv zur Diskussion über eine Verkürzung der Quarantäne, wie sie in Frankreich und Spanien bereits beschlossen wurde. Die Gewerkschaft IG Metall betonte, dass die Industrie nicht von der erwarteten fünften Infektionswelle lahmgelegt werden dürfe. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) äußerte sich vorsichtiger. Zwar wäre eine Verkürzung der Quarantänedauer für viele Handwerksbetriebe gut, hieß es beim ZDH. „Es wäre aber weder den Betrieben mit ihren Beschäftigten noch den Kunden geholfen, wenn die Quarantänedauer zwar verkürzt, Beschäftigte dann zwar früher, aber möglicherweise noch infektiös an den Arbeitsplatz zurückkehren.“

Unterstützung für Lauterbach

Von den Koalitionspartnern Grüne und FDP erhielt Lauterbach am Montag ebenso Unterstützung für die Ankündigung einer verkürzten Quarantäne wie von der größten Oppositionspartei CDU. Die gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen und der CDU, Janosch Dahmen und Tino Sorge, sprachen sich allerdings gegen eine Quarantäneverkürzung für Beschäftigte im medizinischen Sektor aus.

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