Bericht

Zentralbanken erwägen Einsatz der Geldpolitik zum Klimaschutz

Im Kampf gegen den Klimawandel rücken die Zentralbanken immer stärker in den Fokus. Unter den Notenbankern ist aber umstritten, welche Rolle sie spielen sollen. Ein umfassender Bericht diskutiert nun verschiedene Optionen.

Zentralbanken erwägen Einsatz der Geldpolitik zum Klimaschutz

ms Frankfurt

Die führenden Zen­tralbanken der Welt haben ihre Mitverantwortung im Kampf gegen den Klimawandel untermauert und diskutieren dabei zunehmend intensiv darüber, wie sie dafür die Geldpolitik einsetzen können. Das ist eine zentrale Botschaft eines am Mittwoch veröffentlichten Berichts des Network for Greening the Financial System (NGFS), eines weltweiten Netzwerks von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, das sich für ein nachhaltiges Finanzsystem starkmacht. Zugleich betonten sie aber die Hauptverantwortung der Politik im Kampf gegen den Klimawandel und warnen vor möglichen Risiken und Gefahren einer „grünen“ Geldpolitik.

Im Kampf gegen den Klimawandel rücken die Zentralbanken immer stärker in den Fokus. Umweltschützer und Nichtregierungsorganisationen machen öffentlich viel Druck. Unter den Notenbankern ist aber umstritten, welche Rolle sie spielen sollen. Das gilt insbesondere für eine „grüne“ Geldpolitik, also etwa die Bevorzugung grüner Wertpapiere bei den Tausende Milliarden schweren Anleihekäufen. Auch bei der laufenden EZB-Strategieüberprüfung ist das eines der kontroversesten Themen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde etwa liebäugelt mit einer grünen Geldpolitik. Andere wie etwa Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnen davor.

Im Vorwort des NGFS-Berichts schreiben der NGFS-Vorsitzende Frank Elderson, der Mitglied des EZB-Direktoriums ist, und Sabine Mauderer, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank: „Die Zen­tralbanken müssen eindeutig ihren Teil zu den gemeinsamen globalen Bemühungen beitragen, den Klimawandel als dringende und universelle Herausforderung einzudämmen. Wir können zwar nicht die Aufgaben der Regierungen übernehmen, aber wir können auch nicht nur Zuschauer beim Übergang zu einer Wirtschaft mit null Emissionen sein.“

Dabei soll es auch um die Geldpolitik gehen. „Jetzt ist es an der Zeit, dass die Zentralbanken ernsthaft darüber nachdenken, wie die Fortschritte bei der Berücksichtigung klimabezogener Risiken in aufsichtsrechtlichen und makroprudenziellen Methoden durch ähnliche Schritte bei geldpolitischen Operationen ergänzt werden können“, so Elderson und Mauderer. „Der aktuelle NGFS-Bericht ist ein Meilenstein. Es ist möglich, Klimarisiken im geldpolitischen Handlungsrahmen zu berücksichtigen“, ergänzte Mauderer in einem separaten Statement.

In dem Bericht werden neun verschiedene Handlungsoptionen dargelegt. Diese betreffen drei Bereiche: Kreditgeschäfte mit Geschäftsbanken, den Umgang mit Kreditsicherheiten und die Anleihekäufe. Eine Art Ampelsystem veranschaulicht, in­wieweit sich einzelne Optionen auf die Wirksamkeit der Geldpolitik auswirken, welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leisten, wie stark ihre Auswirkung auf das Risikomanagement ist und wie sich die Optionen umsetzen lassen. Bei vielen Ansatzpunkten sieht der Bericht auch Nachteile.

Im Bereich der Anleihekäufe werden zwei Optionen betrachtet: eine Ausrichtung der Käufe nach klimabezogenen Risiken und Kriterien, die auf der Ebene des Emittenten oder des Vermögenswerts angewendet werden; und zum anderen den Ausschluss einiger Vermögenswerte oder Emittenten, wenn sie die klimabezogenen Kriterien nicht erfüllen. Beim Ausschluss bestimmter Papiere und Emittenten, wie es einige Umweltschützer fordern, attestiert der Bericht zwar positive Effekte für den Klimaschutz und für das Risikomanagement, aber negative Folgen für die Effektivität der Geldpolitik.

„Nicht handeln keine Option“

„Der Bericht bietet allen Zentralbanken weltweit konkrete Handlungsoptionen“, sagte Mauderer. „Jede Zentralbank und jede Währungsunion muss nun für sich selbst entscheiden, welche der spezifischen Maßnahmen am besten mit ihrem Mandat vereinbar sind. Nicht zu handeln ist keine Option.“