Zentralbanken skeptisch bei "grüner Geldpolitik"

Studie: Wichtiges Thema, aber wenige Maßnahmen

Zentralbanken skeptisch bei "grüner Geldpolitik"

ms Frankfurt – Die Zentralbanken weltweit sind in Sachen “grüner” Geldpolitik äußerst zurückhaltend -also bei der Berücksichtigung klimapolitischer Ziele etwa bei ihren breiten Anleihenkäufen (“Quantitative Easing”, QE). Das zeigt eine gestern veröffentlichte Studie des Network for Greening the Financial System (NGFS), eines weltweiten Netzwerks von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, das sich für ein nachhaltigeres Finanzsystem starkmacht. Eine breite Mehrheit der Zentralbanken hat bislang keine spezifischen Maßnahmen ergriffen, und nur wenige erwarten das für die Zukunft.Die Umfrage kommt zu einer Zeit, da weltweit über die Rolle der Zentralbanken im Kampf gegen den Klimawandel gestritten wird. Das gilt gerade im Euroraum. EZB-Präsidentin Christine Lagarde setzt sich für eine stärkere Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) ein und liebäugelt auch mit einem “grünen QE”. Sie wähnt dabei die breite Öffentlichkeit hinter sich. Andere Euro-Notenbanker wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnen vor einer Überforderung der Geldpolitik.Laut der NGFS-Studie hat eine große Mehrheit der befragten Zentralbanken bislang keinerlei spezielle Maßnahmen ergriffen, um den Klimawandel in den geldpolitischen Operationen zu berücksichtigen – weder “protektive” Maßnahmen zum Schutz der Notenbankbilanz (57 %), noch “proaktive” Maßnahmen” zum Klimaschutz, etwa bei den QE-Programmen (59 %). Mehr noch: Nur wenige halten Schutzmaßnahmen (13 %) oder proaktive Maßnahmen (15 %) für die Zukunft für wahrscheinlich – auch wenn die allermeisten den Klimawandel zunehmend als wichtiges Thema sehen. Teilgenommen hatten 26 Zentralbanken, die für 51 Länder Geldpolitik machen.”Zentralbanken sind sich der Klimarisiken klar bewusst, bei der Umsetzung spezifischer Maßnahmen stehen sie jedoch noch am Anfang”, sagte Bundesbankvorstandsmitglied Sabine Mauderer zur Veröffentlichung der Berichte. Mauderer hatte die NGFS-Arbeitsgruppen geleitet: “Wir ermutigen Zentralbanken, stärker zusammenzuarbeiten und den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Best Practices weiter voranzutreiben.”Die EZB ihrerseits hatte am Montag eine Studie veröffentlicht, der zufolge der Kauf von “grünen” Anleihen dazu beitragen könnte, klimaschädliche Emissionen zu verringern. Die Auswirkungen auf die bereits bestehende Klimaschädigung seien aber gering. Die Rolle der EZB im Kampf gegen den Klimawandel ist auch ein zentrales Thema der laufenden Strategieüberprüfung.Während die Zentralbanken bei ihrer Geldpolitik eher zurückhaltend sind, sieht es laut einer zweiten NGFS-Studie von gestern beim Management eigener Portfolios schon anders aus. Rund 88 % von 40 Zentralbanken planten oder hätten bereits Schritte eingeleitet, um Kriterien für nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren in Teilen ihrer Anlageportfolien anzuwenden. Unterdessen trat gestern auch die US-Notenbank dem NGFS bei.