ZEW-Chef Wambach warnt vor digitaler Überregulierung

Bildung soll Jobverluste durch Industrie 4.0 stoppen

ZEW-Chef Wambach warnt vor digitaler Überregulierung

lz Frankfurt – Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, hat vor Aktionismus bei der Regulierung der Digitalwirtschaft gewarnt. Er verwies dabei auf das unlängst von Bundesjustizminister Heiko Maas vorgeschlagene “digitale Antidiskriminierungsgesetz”, das für Transparenz von Algorithmen sorgen soll, die in das Leben von Menschen eingreifen. Wambach sprach vor dem “Early Editors Club” in Frankfurt von einer “Überreaktion”. Man solle doch zunächst die Vorteile dieser Technologie herausstreichen, statt die Entwicklung zu bremsen.Auch Bestrebungen, wegen der Marktmacht großer Digitalkonzerne wie Google und Facebook gleich eine neue Form der Ordnungspolitik auszurufen, die frühzeitig die Geschäftsmodelle zügelt, sei “noch zu früh”. Vielmehr gehe es zunächst einmal darum, die bereits modernisierten Wettbewerbsinstrumente zielgenauer einzusetzen.Wambach verwies darauf, dass die Regeln gegen die Marktdominanz von Digitalkonzernen inzwischen früher und schneller greifen. Man müsse aber über Datenportabilität zu Wettbewerbern und über Schnittstellen reden. Auch die Missbrauchsaufsicht müsse genauer hinschauen. Grundsätzlich sei das aber “keine neue Ökonomie”. Denn auch die Shared Economy, wie sie etwa durch den Wohnungsvermittler Airbnb bekannt gemacht wurde, sei allenfalls eine andere Art der Verwertung von Eigentumsrechten.Mehr Sorgen muss man sich Wambach zufolge um den Strukturwandel am Arbeitsmarkt machen. Eine ZEW-Studie beziffert den Anteil von Berufen in Deutschland, die in den nächsten 10 bis 20 Jahren automatisiert werden können, auf 12 %. Dem müsse die Politik schneller als bisher mit Angeboten zur Weiter- und Fortbildung begegnen. Gesellschaftlich genauso problematisch wie der mögliche Jobverlust durch Roboter oder Algorithmen sei zudem die zunehmende Spreizung des Arbeitsmarkts in Hoch- und Niedrigverdiener. Wambach: “Die mittleren Einkommen werden verdrängt.” Auch hierauf müsse man mit verstärkten Bildungsangeboten reagieren.