Zweifel an deutlichem Tory-Wahlsieg wachsen

Labour will Sparpolitik "ein für alle Mal" beenden

Zweifel an deutlichem Tory-Wahlsieg wachsen

hip London – Die Zweifel an einem deutlichen Wahlsieg der regierenden Konservativen haben in den vergangenen Tagen zugenommen. Wie eine Expertenbefragung der U.K. Political Studies Association (PSA) ergab, rechnen lediglich 9 % der 380 befragten Wissenschaftler, Meinungsforscher und Journalisten damit, dass die Tories unter Boris Johnson ein besseres Ergebnis einfahren werden als 2017 unter Theresa May. Die Hälfte erwartet, dass sie nach der Wahl nicht über die Mehrheit im Parlament verfügen werden. Der Median der Schätzungen liegt bei 326 Mandaten. Das wäre eine Mehrheit von gerade einmal zwei Sitzen.Als mit der Befragung begonnen wurde, lagen die Konservativen in Meinungsumfragen im Schnitt um 13 Prozentpunkte vor Labour. Prognosemodelle legten eine Mehrheit der Tories von 60 Mandaten im Unterhaus nahe. Zuletzt stabilisierte sich der Vorsprung der Tories bei 10 Prozentpunkten. Ein Modell von Yougov MRP ergab am 27. November eine konservative Mehrheit von 68 Mandaten. Schnelle RenationalisierungUnterdessen legte John McDonnell, der im Falle eines Wahlsiegs der Opposition Schatzkanzler würde, dar, wie man sich die ersten 100 Tage einer Labour-Regierung vorstellen sollte. Seine Partei werde am 5. Februar einen Haushalt vorlegen, “der die Sparpolitik ein für alle Mal beendet” und dafür sorgt, “dass sich Geld aus Whitehall und der City herausbewegt” und in vernachlässigte Regionen fließt. “Gute Arbeitsplätze und ganze Branchen, die einst der Stolz unseres Landes waren, sind verloren gegangen und durch öde, ausbeuterische, unsichere und schlecht bezahlte Jobs ersetzt worden”, sagte McDonnell. In manchen Fällen habe es auch gar keine Jobs mehr gegeben. “Kein Wunder, dass die Menschen desillusioniert sind, was Politiker angeht.” Der Haushalt werde die Wiederverstaatlichung der Wasser- und Energieversorgung einleiten. In den Boards der Unternehmen sollen Kunden, Mitarbeiter und Vertreter der Kommunen die Richtung angeben. Auch ein Mindestlohn von 10 Pfund pro Stunde ist vorgesehen.Ein Berater von Gesundheitsminister Matt Hancock wurde bei einem Besuch des Ministers in einem Krankenhaus in Leeds von einem Labour-Aktivisten tätlich angegriffen. Dort hatte ein Vierjähriger mit Verdacht auf Lungenentzündung auf dem Boden schlafen müssen, weil kein freies Bett zur Verfügung stand. Den Konservativen zufolge bezahlte Labour Taxis, um rund 100 Aktivisten für eine Demonstration zum Leeds General Infirmary zu befördern. In britischen Krankenhäusern werden viele Betten von älteren Patienten blockiert, die nicht entlassen werden, weil die häusliche Pflege nicht gewährleistet ist.Premierminister Boris Johnson sagte, er denke über die Abschaffung der Rundfunkgebühren nach. Die BBC müsste dann wohl ein kommerzielleres Geschäftsmodell verfolgen oder auf kostenpflichtige Abonnements umsteigen.