SERIE ZUR US-WAHL: ENERGIE- UND KLIMAPOLITIK - KLIMANEUTRALITÄT

Zwischenziele reichen nicht

Börsen-Zeitung, 23.10.2020 sp Berlin - Anders als bei der Präsidentschaftswahl in den USA dürfte bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr kein Spitzenkandidat zur Wahl stehen, der den Klimawandel und seine Ursachen in Zweifel zieht - jedenfalls kein...

Zwischenziele reichen nicht

sp Berlin – Anders als bei der Präsidentschaftswahl in den USA dürfte bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr kein Spitzenkandidat zur Wahl stehen, der den Klimawandel und seine Ursachen in Zweifel zieht – jedenfalls kein Kandidat und keine Kandidatin mit Chancen auf das Kanzleramt. Das erklärte Ziel der Bundesregierung, Deutschland bis 2050 klimaneutral zu machen, sehen Umweltexperten knapp ein Jahr vor dem Wahltermin trotzdem in Gefahr. “Die Bundesregierung hat Klimaneutralität 2050 beschlossen, aber sie hat keinen Plan dafür”, kritisierte Patrick Graichen, Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende, bei der Vorstellung einer Studie, die der Thinktank mit Agora Verkehrswende und der Stiftung Klimaneutralität in Auftrag gegeben hat.Die Kernaussage: Klimaneutralität bis 2050 in Deutschland ist machbar, die nächste Bundesregierung muss auf dem Weg dahin aber Tempo zulegen. So muss der Zubau an Wind- und Solaranlagen in den nächsten zehn Jahren in etwa verdreifacht werden und das deutsche Klimaziel für 2030 auf 65 % weniger Treibhausgase als 1990 angehoben werden. Das Ökostrom-Ziel für 2030 muss von 65 auf 70 % angepasst werden. Statt wie bisher angepeilt 10 Millionen Elektroautos müssen bis dahin 14 Millionen auf die Straße rollen, sagte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. In einem zweiten Schritt müssten die Emissionen bis 2050 dann um 95 % sinken und was an Treibhausgasen übrig bleibt über natürliche und technische Lösungen der Atmosphäre entzogen und gespeichert werden.