Nach den gescheiterten Verhandlungen mit Advent in der vergangenen Woche in London befindet sich das hoch verschuldete Chemieunternehmen OQ Chemicals wieder dort, wo es schon nach Ostern war: vor einem rund 1 Mrd. Euro schweren Schuldenberg, der im Oktober fällig wird und für den es Stand jetzt keine Refinanzierungslösung gibt. Der Unterschied ist, dass die Zeit langsam knapp wird.

Hoffte das Unternehmen zuletzt doch noch auf einen weißen Ritter, der die Firma in finanzieller Not im letzten Moment übernimmt, so waren die Motive von Advent am Ende wenig ritterlich. In den Verhandlungen über einen Wechsel der Gesellschafter von OQ Chemicals hatte der Private-Equity-Investor auf der einen Seite genauso wenig zu verschenken wie die kreditgebenden Investoren auf der anderen. Beide Seiten wähnten sich im Besitz eines guten Blattes.

Advent kannte das Unternehmen schon aus früher Regentschaft und hatte obendrein den omanischen Noch-Gesellschafter auf seiner Seite, an den der Private-Equity-Investor OQ Chemicals 2013 verkauft hatte. Die Kreditgeber hingegen wussten, dass das Unternehmen operativ stabil ist und „nur“ ein Schuldenproblem hat. Zur Not sind die kreditgebenden Investoren bereit, die Firma selbst zu übernehmen.

Diesen Fakt hat Advent wohl unterschätzt. Am Ende soll das Angebot des Private-Equity-Investors nur rund 10% unter den Forderungen der Kreditinvestoren gelegen haben, wie aus Verhandlungskreisen zu hören ist. Indem die Kreditgeber dennoch abgelehnt haben, signalisieren sie allen weiteren potenziellen Interessenten, dass sie selbst nicht zu großen Kompromissen bereit sind. OQ Chemicals ist nicht zum Schnäppchenpreis zu haben.

Die Kreditgeber lassen es nun auf einen offenen M&A-Prozess ankommen. Sie müssen annehmen, dass es für OQ Chemicals einen Markt gibt und dank der Bieterkonkurrenz ein besseres Angebot herausspringt als in den exklusiven Verhandlungen mit Advent. Im Poker um OQ Chemicals hat sich Advent verzockt. Die Kreditgeber sind noch im Spiel und halten den Einsatz hoch.