Kommentar Chinas Aktienmarkt

Atemlos durch den Herbst

An Chinas Aktienmarkt bekommt die Hausse erste Wackler. Pekings Stimulus-Versprechen wirken nicht solide genug, um Konjunkturängste zu verscheuchen.

Atemlos durch den Herbst

Chinas Aktienmarkt

Atemlos durch
den Herbst

Von Norbert Hellmann

Rekordhohe Handelsumsätze, irre Volatilitätsschübe, und diametral entgegengesetzte Tagesbewegungen bei den Leitindizes auf dem Festland und in Hongkong. Am chinesischen Aktienmarkt ist die Hölle los und gleichzeitig die Ratlosigkeit groß. Eine von der Pekinger Regierung glänzend choreografierte und mit immer neuen Stimulus-Versprechen unterlegte Stützungsoffensive für den Aktienmarkt hat Chinas Anleger in einen regelrechten Kaufrausch versetzt. Nun aber beginnt man dem Braten zu misstrauen, und zwar aus guten Gründen.

Hongkong korrigiert bereits

An den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen ist die Mega-Hausse noch am Leben, zumindest auf dem Papier: Am Dienstag, dem ersten Handel nach einwöchiger Feiertagspause schoss der Leitindex CSI 300 zunächst um 11% in die Höhe, um dann wieder kräftig nachzugeben. Immerhin verblieb ein satter Tagesgewinn von knapp 6%. Binnen weniger Handelstage hat der CSI 300 um ein Drittel zugelegt. In Hongkong jedoch schalten die Anleger bereits auf Gewinnmitnahme, was den Leitindex Hang Seng am Dienstag um fast 10% einbrechen ließ.

Worthülsen

Auslöser für die Gegenbewegung war eine Pressekonferenz des Wirtschaftsplanungsrats. Auf den Wiederstart der Börsen hin getimt galt es, mit Signalen für weitere Stimuli der Hausse neue Nahrung zu geben. Das Manöver ist schiefgegangen, denn Peking hat sich mit Effekthascherei selbst entlarvt. Die euphorisierten Anleger glaubten an die Verkündung eines gewaltigen fiskalischen Programms zur Konjunkturankurbelung. Tatsächlich bekamen sie jedoch nur ein paar Worthülsen, aus denen sich nicht ersehen lässt, dass ausreichend Geld für neue Impulse in die Hand genommen wird.

Bei nüchterner Betrachtung haben Chinas Anleger genügend Anlass, erst einmal wieder auszusteigen und Gewinne mitzunehmen. Ihrem eigentlichen Sorgenpunkt der Konjunkturgesundung hat Peking derzeit nicht genügend entgegenzusetzen. China will das einmal angefachte Spekulationsfeuer unbedingt am Leben halten. Ohne konkretere fiskalische Stimuli wird das ein atemloses Unterfangen.

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