Auf in die Zweistelligkeit
Commerzbank
Auf in die Zweistelligkeit
Von Anna Sleegers
Na, es geht ja doch was. Lange hatte es so ausgesehen, als ob der Markt die positiven Nachrichten, mit denen die Commerzbank seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Manfred Knof mit großer Beharrlichkeit aufwartet, bestenfalls ignorieren würde. Zu nachhaltig hatte die unter seinem Vorgänger in Reformstau und Führungschaos verfangene Bank die Aktionäre vergrätzt, zu mühselig schien es, im historischen Zinstief die bröckelnden Erträge zu halten. Und dann noch der schwer zu durchschauende, dafür aber umso kostspieligere Rechtsstreit der polnischen Tochter MBank um die Franken-Kredite.
Trotz beherzter Restrukturierung, neuer Renditeziele und der Rückkehr in den Dax blieb die Commerzbank-Aktie lange ein Ladenhüter. Dass das Management die eigenen Ziele Quartal für Quartal zuverlässig übertraf, wurde achselzuckend hingenommen. Selbst die mit dem Segen der europäischen Bankenaufsicht versehene Selbstverpflichtung des Instituts zu festen Ausschüttungsquoten schien die Anleger kalt zu lassen.
Das scheint sich nun zu ändern. Als am Dienstag die – bislang freilich unbestätigten – Meldungen über den Ticker liefen, dass die Commerzbank im Rahmen der Überarbeitung der strategischen Ausrichtung die Renditeziele deutlich erhöhen will, reagierte der Markt geradezu euphorisch. Unter Berufung auf informierte Kreise berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Knof statt der bislang angestrebten 7,3% auf das materielle Eigenkapital nun einen zweistelligen Wert anpeilt. Zudem werde erwogen, die Anleger stärker zu beteiligen. Der Aktienkurs schnellte daraufhin in einem ohnehin freundlich gestimmten Markt um fast 5% hoch. Aus dem Handel gingen die Papiere der zweitgrößten deutschen Privatbank mit 10,86 Euro, dem höchsten Stand seit April.
Seit Jahresbeginn ist der Börsenwert der Commerzbank damit um fast ein Fünftel gestiegen, trotz Bankenbebens in den USA, Credit-Suisse-Implosion und des ungünstigen Urteils des Europäischen Gerichtshofs im Streit um die Franken-Kredite, weswegen die Commerzbank 342 Mill. Euro zurückstellt. Kärrnerarbeit zahlt sich offenbar aus. Die Beharrlichkeit, mit der Knof und seine Finanzvorständin Bettina Orlopp sich ambitioniertere Ziele setzen und diese übertreffen oder zumindest erreichen, verfehlt auf lange Sicht ihre Wirkung offenbar nicht. Es würde nicht verwundern, wenn sich nach dem Renditeziel des Managements auch der Aktienkurs dauerhaft in der Zweistelligkeit einrichten würde.